Startseite Archiv Nachricht vom 01. November 2022

"Das ist mein Lebenselixier"

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Emden. Zuerst Postbote, später leitender evangelischer Theologe: Der Regionalbischof des evangelisch-lutherischen Kirchenbezirks Ostfriesland-Ems, Detlef Klahr, gehört zu Niedersachsens prominenten Quereinsteigern in das Pfarramt. „Ich war gerne Postbote - aber die Theologie war und ist mein Lebenselixier“, sagt Klahr im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Berufswege wie die des 65-jährigen Regionalbischofs mit Dienstsitz in Emden sind auch heute noch die Ausnahme. Eine Mehrzahl der Berufsanfänger entscheidet sich in der Regel von Anbeginn für ein grundständiges Theologiestudium, das mindestens zehn Semester dauert und an das sich mit dem Vikariat noch Praxisjahre anschließen. „Ich kam aus einem kleinen Dorf und habe als Hauptschüler im Alter von 15 Jahren bei der Post in Celle angefangen“, blickt Klahr zurück. „Das habe ich total gerne gemacht - und die Ausbildung war gut.“

Im Alter von 20 Jahren fing Klahr noch einmal neu an. „Gott hat mir den Weg geebnet“, sagt der Mann, der seit August 2007 Landessuperintendent für den Sprengel Ostfriesland-Ems der hannoverschen Landeskirche ist, seit 2020 mit der Amtsbezeichnung Regionalbischof. Die Post stellte ihn zunächst für ein Jahr frei, damit er probieren konnte, ob das Bafög-finanzierte Studium an der Theologischen Akademie Celle-Hermannsburg für ihn richtig war: „Ich konnte etwas wagen, ohne ins Leere zu fallen - dafür bin ich bis heute zutiefst dankbar.“

Schon als Konfirmand habe er sich gerne mit der Bibel beschäftigt, erinnert sich der gebürtige Heidjer, der seit 2015 den synodalen theologischen Ausschuss für Schrift und Verkündigung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leitet. „Die Bibel in die Hand zu nehmen, das habe ich damals schon geliebt.“

Und er sieht durchaus Parallelen zwischen seinem Job bei der Post und seinen Aufgaben als späterer Gemeindepastor: „Als Postbote habe ich Menschen erlebt, von ihren Nöten erfahren. Ich habe ihnen zugehört, konnte sie ermutigen.“ Das beruflich machen zu dürfen, Menschen zu begleiten und das Evangelium zu verkündigen - „das ist toll“. Zwischendurch promovierte er mit einer Arbeit über den lutherischen Erweckungs-Theologen und Dichter Philipp Spitta (1801-1859), der mit der Lehre als Uhrmacher auch zunächst in einen anderen Beruf einstieg, die Ausbildung anders als Klahr aber abbrach.

epd

Quereinsteiger

Gegenwärtig gibt es an einigen Hochschulen in Deutschland die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen als beruflicher Quereinsteiger in verkürzter Dauer Theologie zu studieren. Die hannoversche Landeskirche bietet überdies ein Quereinsteiger-Programm an, das nach 18 Monaten für einen eng begrenzten Personenkreis mit dem Abschluss als „Pfarrverwalter“ oder „Pfarrverwalterin“ endet. Damit können sie als Pastorin oder Pastor in einer Gemeinde arbeiten. Auch diese Initiativen sollen dabei helfen, der zunehmenden Personalnot in immer mehr Pfarrämtern der evangelischen Landeskirchen zu begegnen.

epd