Startseite Archiv Nachricht vom 02. August 2022

Diakonie-Projekt „Helfende Hände“ bedeutet den Beteiligten viel

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Langenhagen. Der hilfreiche Tipp kam von einer Freundin: „Ich habe da was in der Zeitung gelesen, ruf doch da mal an!“, sagte sie zu Elisabeth Drewitz. Die 85-jährige Langenhagenerin hat Probleme mit dem Laufen und leidet unter Schwindel; die Wege in ihre Arztpraxis oder zum Einkaufen fallen ihr zunehmend schwer. Und dann ist da auch noch das Alleinsein – an vielen Tagen hat sie niemanden, mit dem sie reden kann. „Ich habe schon angefangen, mit den Moderatorinnen im Fernsehen zu sprechen und mit Putin habe ich einen Disput“, erzählt sie lächelnd. 

Im vergangenen Herbst fasste sich Elisabeth Drewitz dann ein Herz und folgte dem Rat ihrer Freundin: Sie rief bei Jessica Kind vom Diakonieverband Hannover-Land an. Kind ist als Sozialarbeiterin im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen tätig und begleitet das Projekt „Helfende Hände“, in dem ehrenamtlich Tätige ältere Menschen im Alltag begleiten.

Nach dem Anruf bei Jessica Kind dauerte es nicht lange, bis es an der Tür von Elisabeth Drewitz klingelte: „Guten Tag, ich bin die Anke“, stellte sich die Besucherin vor – Kirchenkreissozialarbeiterin Kind hatte Anke Gebhardt aus Engelbostel als ehrenamtliche Begleiterin für Drewitz vorgeschlagen. „Wir sind gleich am ersten Tag Arm in Arm losgelaufen und seitdem läuft es“, erzählt die alte Dame. „Ich freue mich so, dass ich Anke habe, ich möchte sie nicht mehr missen.“ Am Anfang habe es Mut gekostet, sich selbst und anderen einzugestehen, den Alltag allein kaum noch bewältigen zu können; dieser Mut habe sich aber ausgezahlt. 

Regelmäßig montags kommt Anke Gebhardt zu Elisabeth Drewitz; bei Bedarf auch an einem anderen Wochentag. Sie begleitet die alte Dame zur Ärztin oder zum Einkaufen, hilft beim Ausfüllen von Formularen und bei anderen Alltagstätigkeiten, die der 85-Jährigen schwerfallen. Dabei achten beide darauf, bestimmte Grenzen einzuhalten: „Ich will nicht, dass Anke für mich einkauft“, sagt Drewitz. „Ich will selbst einkaufen und bin froh, wenn sie mich begleitet.“ In den vergangenen Monaten haben beide zusammen gelacht und zusammen geweint, über schöne und traurige Erlebnisse gesprochen und an fast jedem Montagabend erschrocken auf die Uhr geschaut: „Was, schon so spät?“ Die Besuche „ihrer Anke“ seien viel mehr als praktische Hilfe im Alltag, sagt Elisabeth Drewitz: „Man wird auch aufgefangen bei schlechten Nachrichten, etwa als mein Sohn mir gesagt hat, dass er krank ist.“

Anke Gebhardt und Elisabeth Drewitz haben manches gemeinsam; so haben beide früh einen sehr nahestehenden Menschen verloren. Anke Gebhardt wurde nach 30-jähriger Berufstätigkeit im Büro krank und entschloss sich während einer Reha-Maßnahme, nicht wieder an den Schreibtisch zurückzukehren, auch gegen Widerstände des Jobcenters. „Ich habe meinen Vater gepflegt und dabei entstand der Wunsch, auch beruflich in diese Richtung zu gehen“, erzählt sie. Sie absolvierte eine Weiterbildung zur Alltagsbegleitung und meldete sich im Projekt „Helfende Hände“ – auch um zu schauen, ob die Begleitung älterer Menschen tatsächlich etwas für sie ist. Heute ist sie sicher, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hat: In wenigen Wochen wird sie eine Stelle als Alltagsbegleiterin in einem Langenhagener Pflegezentrum antreten, und sie wird auch dann noch den Kontakt zu Elisabeth Drewitz halten: „Das sind so schöne Treffen und ich habe in den vergangenen Monaten viel gelernt“, sagt sie. 

„Im Projekt ‚Helfende Hände‘ ist es für uns ganz wichtig, dass der Kontakt von beiden Seiten auf Augenhöhe gepflegt wird“, sagt Jessica Kind. Häufig benötigten ältere Menschen Unterstützung bei der Suche nach Hilfsangeboten, bei Terminvereinbarungen und beim Ausfüllen von Formularen, darüber hinaus mache ihnen die eingeschränkte Mobilität zu schaffen. Wichtig sei es bei jeder Art von Unterstützung, die Dinge gemeinsam zu tun, um auch eine Beziehung zueinander aufzubauen. „Die klassischen Aufgaben einer Haushaltshilfe gehören bei uns nicht dazu“, sagt die Kirchenkreissozialarbeiterin. „Viel wichtiger ist es, Zeit miteinander zu verbringen.“ Zur Qualifizierung der ehrenamtlich Tätigen bietet sie regelmäßig Veranstaltungen mit Netzwerkpartner*innen wie dem Seniorenstützpunkt oder der Polizei an. 

Aktuell sind im Projekt „Helfende Hände“ zwei Frauen und drei Männer ehrenamtlich tätig, zwei weitere Begleiterinnen springen auf Anfrage ein. Diejenigen, die eine Begleitung suchen, sind bislang in der Mehrzahl Frauen; die Männer holen jedoch auf, wie Kind erzählt. Sie wünscht sich zur Weiterführung des Projektes weitere ehrenamtlich Tätige, sowohl Frauen als auch Männer. Interessierte wenden sich an Jessica Kind: Telefon 0511 7403613 oder 0178 1092986, Mail Jessica.Kind@evlka.de.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen