Startseite Archiv Nachricht vom 18. Juli 2022

Rolf Barth wurde mit dem Silbernen Facettenkreuz der Landeskirche geehrt

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Burgwedel-Langenhagen. Es ist eine besondere Auszeichnung, die Rainer Müller-Jödicke jetzt an Rolf Barth übergab: Der geschäftsführende Superintendent des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen überreichte dem Mellendorfer Organisten das Silberne Facettenkreuz der hannoverschen Landeskirche. Seit dem Jahr 2019 gibt es diese Ehrung, die auf eine Initiative von Landesbischof Ralf Meister zurückgeht; sie kann in den Kirchenkreisen als Auszeichnung für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement verliehen werden. 

„Sie sind in unserem Kirchenkreis der erste, dem wir das Facettenkreuz überreichen“, erklärte Müller-Jödicke. Anlass für die Ehrung, die in kleiner Runde auf der Orgelempore der evangelischen Kirche St. Georg in Mellendorf stattfand, war ein 50-jähriges Jubiläum: Seit fünf Jahrzehnten spielt Rolf Barth die Orgel in der Mellendorfer Kirche, begleitet Gottesdienste, Andachten und kirchliche Feste und fühlt sich auch für die Pflege und Instandhaltung des Instrumentes verantwortlich. „Rolf Barth gehört zu einer aussterbenden Spezies – den Organisten alter Schule“, stellte Kreiskantor Christian Conradi fest. „Diese auf der Roten Liste stehende Art zeichnet sich aus durch regelmäßiges und zuverlässiges Gottesdienstspiel, innere Beteiligung und ansteckende Begeisterungsfähigkeit sowie ein offenes Ohr für wechselnde Wünsche.“ Rolf Barth sei ein Musterbeispiel dieser Spezies, so Conradi.

1978 war die von der Berliner Firma Karl Schuke gebaute Orgel in der St.-Georgskirche in Mellendorf eingebaut worden, und vom ersten Tag an wurde sie von Rolf Barth gespielt. Sechs Jahre zuvor hatte er als Ingenieur mit Schwerpunkt Akustik bei der Firma Sennheiser begonnen und war in die Wedemark gezogen; sehr bald begann er dann auch dort das Orgelspiel. Die Vorgängerin der heutigen Schuke-Orgel, die ursprünglich für die Hildesheimer Michaeliskirche gebaut worden war, machte ihm dabei nicht nur Freude: „Sie hatte jeden Sonntag ein anderes Zipperlein“, erzählt Rolf Barth. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Heiligabend-Gottesdienst: „Ausgerechnet bei der Liedzeile ‚Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen‘ flog ein Ventil raus und ich musste dann während der Predigt in die Orgel krabbeln“, erzählt er schmunzelnd. Kleine Schläge mit dem Gesangbuch brachten die Sache wieder in Ordnung. 

Es sind wohl besonders zwei Dinge, die Rolf Barth über fünf Jahrzehnte immer wieder an den Spieltisch der Orgel gezogen haben: „Es ist faszinierend, dass die Technik und das Material dieser Instrumente heute noch die gleichen wie vor Jahrhunderten sind“, sagt er. Alle Versuche, moderne Materialien einzusetzen, seien schnell wieder aufgegeben worden. Der Mellendorfer Orgel bescheinigt er neben einer besonderen Zuverlässigkeit auch Charme und eine ausgezeichnete Klangqualität – die unter anderem den international renommierten Organisten István Ella aus Budapest zum Schwärmen brachte. 

„Das Orgelspiel war mir nie lästige Pflicht, sondern immer ein wunderbares Hobby“, sagt Rolf Barth und meint damit auch den zweiten Grund für seine Begeisterung: Die Vielfalt der kirchlichen Musik und die große Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten an der Orgel. Von klassischen Kirchenliedern über das Osterlachen bis hin zu Tierstimmen könne er seiner Orgel alles entlocken; ganz zu schweigen von den hochrangigen Konzerten, die Rolf Barth alljährlich für die Mellendorfer Kirche organisiert. 

Pastorin Silke Noormann erzählt davon, dass Rolf Barth mit Ausstrahlung und Herzblut viel in die Gemeinde hineinwirke und damit Kinder ebenso wie Ältere anspreche. „Einige Menschen in unserer Gemeinde erkennen sofort, ob er an der Orgel sitzt“, erzählt sie – und das funktioniert ganz ohne den Blick nach oben zur Empore. 

Eine kleine Geschichte, die Rolf Barth am Rande der Verleihung des Facettenkreuzes noch erzählt, macht deutlich, wie weit seine Begeisterung für das Orgelspiel zurückreicht: „Schon als Kind habe ich davon geträumt, auf der großen Orgel der Erlöserkirche in Bad Homburg spielen zu dürfen.“ Ein paar Jahre später, er war gerade 16 Jahre alt, war es dann so weit: Der Kirchenvorstand überreichte ihm eine Urkunde, mit der ihm das Orgelspiel und die Begleitung von Gottesdiensten in der Erlöserkirche gestattet wurden. „Die Urkunde habe ich heute noch“, sagt Rolf Barth. 

„Du hast dir, und dabei bist du jugendlicher geblieben als viele Jüngere, eine kindliche Freude und Aufgeschlossenheit bewahrt“, dankte Christian Conradi seinem ehrenamtlich tätigen Kollegen. „Es ist mir eine große Ehre, diesen Weg so viele Jahre mit dir gehen zu dürfen.“

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen