Startseite Archiv Nachricht vom 08. Mai 2022

Frauen wehren sich gegen Geschlechterklischees im Krieg - #FriedenBrauchtFrauen

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Die Männer kämpfen im Krieg, die Frauen verstecken sich in Kellern und U-Bahnschächten – die Bilder aus der Ukraine spielen althergebrachte Geschlechterklischees wieder in den Vordergrund. Dagegen richtet sich die Aktion #FriedenBrauchtFrauen evangelischer Frauen in Deutschland und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) bewusst am Muttertag.

„Mit Kindern an der Hand und schwerem Gepäck auf den Schultern tauchen Frauen in der Kriegsberichterstattung als Symbol des Leids auf“, erklärt Susanne Paul, Landespastorin für Arbeit mit Frauen in der Landeskirche Hannovers. Mit Wladimir Putin hat ein Mann den Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet. Die Verhandlungstische sind praktisch ausschließlich mit Männern besetzt und die russischen Panzer werden ebenfalls von Männern gesteuert. 
Wie kommt es, dass – anders als in vielen Bereichen der Politik – fast ausschließlich Männer über Krieg und Frieden entscheiden?

„Weil Frauen entsprechende Positionen, in denen sie mitreden könnten, aufgrund patriarchal geprägter Strukturen nicht erreichen können und wollen“, sagt Susanne Paul. Denn damit Frauen ihren Weg erfolgreich gehen können müsse sich ein gesellschaftlich wichtiges Ziel, nämlich gleichberechtigtes Arbeiten von beiden Partnern in den Familien endlich durchsetzen. 

„Frauen sind nicht per se die friedlicheren Menschen, aber aufgrund unserer Sozialisierung führen wir Auseinandersetzungen anders, diskutieren beziehungsorientierter“, erklärt Susanne Paul. Gelegenheit, diese Fähigkeit unter Beweis zu stellen, gibt es für sie dennoch kaum. Untersuchungen von Frauen-Organisationen belegen, dass weltweit gerade einmal 3 Prozent weibliche Teilnehmer an Verhandlungstischen Platz nehmen dürfen. 

Was bedeutet das nun für die ukrainischen geflüchteten Frauen? „In den blau-gelben Begegnungsräumen habe ich unglaublich taffe, sehr gebildete Frauen und Mütter getroffen, die schnell Verantwortung übernehmen, um Erlebtes zu verdrängen, vor allem aber das Ziel haben, wieder unabhängig zu sein“, erzählt Susanne Paul. Die einen möchten um alles in der Welt in Deutschland bleiben und ihre Männer nachholen, sich hier ein neues Leben aufbauen. Die anderen möchten so zurück in ihre Heimat – um die Scherben der zerrütteten Gesellschaft zusammenzusetzen.  

Tanja Niestroj/EMA