Startseite Archiv Nachricht vom 01. Februar 2022

Notfallseelsorge im Kirchenkreis Münden sucht neue Ehrenamtliche

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Altkreis Münden/Nieste. Sie stehen anderen zur Seite, wenn das Schicksal zuschlägt: Die Notfallseelsorgerinnen und – seelsorger im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Münden. Damit immer jemand in Bereitschaft ist, koordiniert Pastorin Sophie Schäfer das Team von Haupt- und Ehrenamtlichen. Nun sucht sie neue Ehrenamtliche, die bereit sind, sich dieser anspruchsvollen, aber auch sehr erfüllenden Aufgabe zu stellen. Zurzeit gibt es vier ehrenamtliche Frauen und Männer, die mit den Pastor*Innen zusammen die Notfallseelsorge sicherstellen. Noch ein paar KollegInnen mehr wären optimal, um die Aufgaben auf möglichst viele Schultern zu verteilen, sagt Sophie Schäfer. 

Was bedeutet eigentlich Notfallseelsorge? „Wir kommen mit, wenn zum Beispiel die Polizei eine Todesnachricht überbringen muss“, erläutert Pastorin Schäfer. Die Notfallseelsorger*Innen bleiben, wenn die Polizisten gegangen sind, und begleiten die Angehörigen über den ersten Schock hinweg. „Wir werden zu schweren Unfällen gerufen, wenn Zeugen oder Unfallbeteiligte Hilfe brauchen, oder auch, wenn jemand durch einen Brand sein Zuhause verloren hat.“ Es komme vor, dass jemand bei seiner Heimkehr einen Angehörigen tot auffinde, dann steht die Notfallseelsorge bereit, oder auch, wenn eine Reanimation missglückt ist, nennt Sophie Schäfer Beispiele. „Wir werden dann von Polizei, Feuerwehr oder Rettungssanitätern alarmiert, wir alarmieren uns nie selbst.“ Dafür sind alle im Team mit Piepern ausgerüstet, die bei Bereitschaft eingeschaltet sind. 
Es sind durchaus schreckliche Situationen, in denen die Helferinnen und Helfer anderen beistehen. Dazu brauchen sie selbst viel Kraft. Nicht jede*r ist für dieses Ehrenamt geeignet. Daher steht vor dem ersten Einsatz auch eine gründliche Ausbildung, in der ein Schwerpunkt ist, sich selbst kennenzulernen. „Es ist wichtig, dass sich die Ehrenamtlichen sozusagen eine gute Rüstung bauen, denn wir haben auch harte Einsätze,“ beschreibt es Pastorin Schäfer. 

In verschiedenen Kursen und einem Praktikum zieht sich die Ausbildung über zwei Jahre, bis jemand als Notfallseelsorger aktiv wird. Die Ausbildung ist für die Ehrenamtlichen kostenlos. Auch danach werden die Helferinnen und Helfer nicht allein gelassen. Austausch untereinander und Supervision stellen sicher, dass das Erlebte verarbeitet wird. 

Was motiviert jemanden, sich ehrenamtlich um Menschen in Krisensituationen zu kümmern?  Barbara Jankowski, ehrenamtliche Notfallseelsorgerin: „Es war vor etwa 19 Jahren, als ein kleiner Junge, mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule, in Hann. Münden von einem Lkw erfasst wurde und tödlich verunglückte. An diesem Morgen stand ein Feuerwehrmann, der vor Ort im Einsatz gewesen war, weinend in meinem Büro. Er entschuldigte sich für seine Tränen und sagte, er habe in den vielen Jahren seiner Tätigkeit schon viele Einsätze erlebt, aber der heutige sei für ihn der schlimmste gewesen. Er suchte Trost und Beistand. Ich vermittelte den Mann damals an Herrn Thomas Henning weiter, der ihn seelsorglich betreute. Für mich aber war das eine Art Schlüsselmoment, und als wenige Zeit später die Notfallseelsorge in unserem Kirchenkreis ins Leben gerufen wurde, habe ich meine Mitarbeit angeboten. Ich habe auch selbst schon Verluste von Familienmitgliedern erlebt und dadurch erfahren, wie wichtig es ist, in extremen Situationen jemanden zur Seite zu haben, der einem beisteht. Das ist meine Motivation und deshalb engagiere ich mich bei der Notfallseelsorge.“

Es sei das „Leben in voller Tiefe“, formuliert es Pastorin Schäfer. Man setze sich auch mit dem Erschreckenden auseinander, das man sonst lieber ausklammert, das aber eben auch zum Leben gehört. „Dabei lernt man auch viel über sich selbst.“ Sie kenne Krisen selbst sehr gut. Ihr sei es „ein Herzensanliegen, Menschen in Krisen Beistand anzubieten, da zu sein, damit sie da nicht alleine durch müssen.“

Die Altersspanne der ehrenamtlichen Notfallseelsorger*Innen beim Ausbildungsbeginn ist groß: Sie sind zwischen 24 und 64 Jahre alt. Man benötigt einen Führerschein und ein Auto. Beruf oder Ausbildung spielen keine Rolle. Wichtig ist, mit dem Herzen dabei zu sein, auf andere Menschen zugehen und zuhören können, bereit zu sein, anderen Zeit zu schenken. Gearbeitet wird in festen Tandems, damit immer einer einspringen kann, wenn jemand ausfällt. 

Ein Bereitschaftsdienst, zwei bis vier Mal im Monat, dauert immer 24 Stunden, von 8 bis 8 Uhr – Zeit, in der man eigentlich immer hofft, dass nichts passiert, sagt Sophie Schäfer. Und an den meisten Tagen ist das auch so: Um die 20 Einsätze pro Jahr seien es in der Regel, im vergangenen Jahr waren es 24. 

Meistens bleibt es dann bei der einen Begegnung. Einmal habe es jedoch auch eine Nachbesprechung gegeben und die Person, mit der sie gesprochen hatte, schickte ihr später eine Weihnachtskarte. „Das,“ sagt Sophie Schäfer, „war das schönste Weihnachtsgeschenk.“

Anmeldeschluss für die nächste Ausbildung
Der Seelsorge-Basiskurs dauert neun Monate und findet oft an Wochenenden statt. Das Grundmodul Notfallseelsorge dauert vom März des einen Jahres bis zum Februar des kommenden Jahres.  Die Kosten übernimmt die Kirchengemeinde oder der Kirchenkreis. Anmeldeschluss für den Seelsorgebasiskurs wäre in diesem Jahr der 2.Mai. Interessierte können per Mail an sophie.d.schaefer@gmx.de mit Sophie Schäfer Kontakt aufnehmen und mehr erfahren.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Münden