Startseite Archiv Nachricht vom 29. November 2021

Neues Zentrum als innovatives Kooperationsprojekt

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Ritterhude. Nicht nur durch Corona sieht sich der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck aktiv gefordert, um die Vielfalt seiner Angebote zu sichern. Auch im Strukturwandel setzt er mit den Kirchenregionen und Partnern Wegmarken für das künftige Gesicht der Kirche. Wie die Kir-chenkreissynode (KKS) am Freitag in Ritterhude zeigte, steht dabei symbolisch besonders das neue Kirchenzentrum in der Kreisstadt im Fokus. Es steht nicht nur für Aufbruch und Zuver-sicht, sondern auch für eine bürgernahe und offene Kirche. 

Wie das Gebäude heißen soll, steht noch nicht fest. Der Name soll, so hatte es Superintendentin Jutta Rühlemann bereits angekündigt, „in einem eigenen offenen Beteiligungsverfahren gefunden werden“. Doch wie das Gebäudekonzept funktioniert, stellten die beiden federführenden Hamburger Architekten Katja-Annika Pahl und Thomas Völlmar im Hammeforum den Synodalen bereits in Grundzügen vor. 

Die Präsentation der Architektin zeigte einen L-förmigen Grundriss, der an der Ecke zur Kirchenstraße beginnt und weit in die Straße Hinter der Kirche reicht. Wichtig ist laut Pahl, dass das Zentrum „als selbstverständlich in der Stadt“ wahrgenommen werde. „Zentral ist die St. Willehadi-Kirche, der wollen wir nicht die Show stehlen.“ Diese sensible Einbettung in die umgebende Stadtarchitektur war auch eines der zentralen Kriterien für die Auswahl dieses Siegerentwurfes aus sieben Konzepten. 

Im zweistöckigen Gebäude mit Dachgeschoss gibt es der Archi-tektin zufolge Räume für verschiedene Angebote und dementsprechend mehrere Eingänge. „Vom Haupteingang kann man alle Bereiche erschließen.“ Gedacht sei an einen Jugend-, Kreativ- und Sanitätsraum sowie Räume für Büros, Beratung und Betreu-ung. Sie werden vom Diakonischen Werk, dem Kirchenkreis, der Kinderbetreuung, der Seniorenbegegnungsstätte, dem Mehr-generationenhaus und weiteren Kooperationspartnern genutzt.  

An der Ecke Kirchenstraße/Hinter der Kirche soll Pahl zufolge ein großes, sehr helles Eckcafé eingerichtet werden. „Das ist ein offener nichtkommerzieller Treff mit Terrasse für vielfältige Be-gegnungen“, sagte die Planerin. Als „echte Besonderheit nahe dem Eingang“, kündigte Pahl den Raum der Stille mit ovaler Grundform an. Er lenke quasi den Blick direkt auf den Himmel mit seinem Wolkenspiel. Natürliches Licht falle von oben durch ein Glasdach in den Raum hinein, so die Architektin. Gleich daneben sei Platz für einen großen Saal, der im hinteren Bereich offen zum Mühlenteich sei.

Im zweiten Stock sind der Professorin zufolge Gemeindebüros, Teeküche, Superintendentur und ein Besprechungsbereich ge-plant. Hohe energetische Standards sollen einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende leisten. Die große Dachfläche, so Pahl, sei ideal für eine Fotovoltaik-Anlage. Hinzu kommen aufwändige Dämmkonzepte. „Langlebig und fein im Detail zu planen“ seien zentrale Kriterien für ihr Team gewesen. Und als Beispiel für Nachhaltigkeit nannte Pahl die Außenhaut aus wiederverwendeten Klinkern, die attraktiv seien und sich harmonisch ins Stadtbild einfügten.  

„Da stecken viele tolle Gedanken drin, und das macht als Ge-samtkonzept wirklich Sinn. Eine gelungene Umsetzung der An-sprüche und Möglichkeiten“, würdigte Heike Schumacher, Vor-sitzende der Kirchenkreissynode, die Gebäudepräsentation. Ebenfalls angetan zeigte sich Superintendentin Jutta Rühlemann. „Das sieht nicht aus wie ein Kaufhaus, nicht wie Schule. Das sieht aus wie Kirche, mit einem attraktiven und zugewandten Gesicht.“ Sie geht davon aus, dass morgens bis abends die Räume bestens mit Leben gefüllt werden.    

Das Millionenprojekt soll nach rund 18 Monaten Bauzeit in 2024 fertiggestellt sein. In seine Planungen ist auch der Bauausschuss der Kirchenkreissynode (KKS) eingebunden. Der Ausschussvor-sitzende Peter Kutzke spannte den Bogen noch weiter und lobte „das optimale Zusammenspiel von Bauausschuss und dem Kirchenamt in Verden“. Das Amt bringt seine Expertise auch in alle weiteren Gebäude und Bauvorhaben im Kirchenkreis ein. Ange-sichts rückläufiger Geldmittel für Baumaßnahmen warb Kutzke für Fundraising-Projekte, um neben kirchlichen Zuweisungen zusätzliches Geld zu akquirieren. Ein Problem sieht Kutzke darin, dass es noch nicht in allen Kirchengemeinden Energiebeauftragte gebe. Er sicherte den Gemeinden zu, dass der Bauausschuss Energieberatern die Angst vor diesen speziellen Aufgaben neh-men könne. 

Gebäudemanager Kai Oevermann aus dem Kirchenamt Verden präsentierte ergänzend dazu den Gebäude-Bedarfsplan und weitere Bauprojekte in den Gemeinden. Der Bedarfsplan ist Teil der laufenden Finanz- und Stellenplanungen für die Jahre 2023 bis 2028, die im April 2022 in der KKS beschlossen werden sollen. Grundsätzlich gilt laut Oevermann, dass die Kerngebäude einer Kirchengemeinde wie Gemeindehaus, Pfarrhaus und Gemeindehaus entsprechend ihrer Anzahl an Gemeindemitgliedern Zu-weisungen bei Neubauten und Umbauten erhalten. 

Um finanzielle Engpässe abzumindern, hält es auch Oevermann für notwendig, externe Kooperationspartner zu finden. Sein Vorschlag: nicht benötigte Flächen an Interessierte vermieten. Als Beispiel das Pfarrhaus in Wallhöfen: Es wurde inzwischen sa-niert und in einen Wohn- und einen Arbeitsbereich aufgeteilt. Der Wohntrakt ist laut Oevermann vermietet, im Arbeitsbereich befinden sich Gemeindebüro und ein Arbeitszimmer.

Positive Nachrichten gibt es auch aus Wilstedt. Hier gelang es, bei der Planung des neuen Gemeindehauses 200.000 Euro aus der EU-Förderung zu erhalten. Das Projekt gilt als gelungenes Mus-terbeispiel für diese Art der flexiblen Nutzung. Denn außer der Kirche sollen die Kommune, Vereine und das Deutsche Rote Kreuz das Gebäude nutzen können. Weitere geplante Baupro-jekte sind die Neubauten des Pfarrhauses in Kirchtimke und des Gemeindehauses in Schwanewede.         

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck