Startseite Archiv Nachricht vom 27. Oktober 2021

Festvortrag zum Jubiläum der Turmhaube von St. Aegidien

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Osterode am Harz. Zum Geburtstag der Turmhaube von St. Aegidien konnte Pastor Sascha Joseph Barth am Freitag viele Gäste begrüßen. Zunächst zu mehreren Turmführungen und danach zum Festvortrag mit anschießendem Empfang. Uta Herrmann erinnerte an die Zeit vor dem Bau vor 70 Jahren, in der sich die Osteroder in einer großen Gemeinschaftsaktion für den Wiederaufbau ihres Kirchturmes stark machten. 

„Osterode ist ohne die Turmhaube heute nicht zu denken“, leitete sie ein, dabei war es damals eine beispiellose Aktion, die dafür sorgte, dass dieses Wahrzeichen in einer Zeit der Knappheit überhaupt gebaut werden konnte. Das, so machte sie deutlich, war nur einem Wir-Gefühl zu verdanken, das dazu führte, dass der bereits 1545 und 1882 in großen Bränden zerstörte Turm nach dem Krieg, in dem selbst Kirchenglocken für die Waffenherstellung eingeschmolzen wurden, so groß und prächtig wieder aufgebaut werden konnte.

Es gab Spendensammlungen, Schülerinnen und Schüler sollten in Wettbewerben einen Entwurf für die Turmhaube zeichnen und und und. Die Kosten wurden schließlich auf insgesamt 93 000 DM beziffert, wofür die Sammlungen natürlich noch lange nicht ausreichten. So wurde schlicht weitergemacht, Postkarten wurden gedruckt und an die Haushalte verteilt, mit Spendendosen in Form des Turmes wurde gesammelt und auch ortsansässige Firmen wurden um Zuschüsse gebeten.

Einen weiteren Dämpfer gab es als die Kupferpreise in dieser Zeit deutlich stiegen, so dass schließlich ein Festpreis ausgehandelt wurde. Es war eine enorme Kraftanstrengung aller Bürgerinnen und Bürger der Stadt, weil alle dieses gleiche Ziel verfolgten und ein Wahrzeichen für ihre Stadt unbedingt wollten. Am Ende gelang es tatsächlich, die komplette Summe zusammen und den Aufbau auf den Weg zu bringen, ein Erfolg, über den Uta Herrmann auch heute nach der Sichtung vieler Unterlagen aus jener Zeit nur staunen konnte. 

Nur eitel Sonnenschein war damals allerdings auch nicht alles. So wurde nämlich im Stadtrat und schließlich auch in der Bevölkerung erbittert über den Entwurf gestritten. Neben der heute sichtbaren Lösung gab es noch eine weitere mit zwei Turmspitzen, die immer wieder in die Diskussion eingebracht wurde bis schließlich endlich eine finale Entscheidung getroffen wurde. Von da an blieben für die Osterode nur zwei Fragen, nämlich: „Wann wird das braune Kupfer endlich grün?“ und: „Dreht der Hahn sich wirklich?“

Inzwischen ist aus allen Himmelsrichtungen weit sichtbar, dass der 64 Meter hohe Turm inzwischen grün geworden ist. Doch der Hahn, der Uta Herrmann in ihrer Kindheit auf dem Hof des Kupferhammers so groß vorkam und dann auf der Spitze so klein aussah, drehte sich wirklich lange Zeit nicht und zeigt erst seit Renovierungsmaßnahmen vor etwa zwanzig Jahren wieder woher der Wind weht. Hoffentlich noch mindestens weitere 70 Jahre.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land