Startseite Archiv Nachricht vom 10. September 2021

TelefonSeelsorge erinnert am Welttag der Suizidprävention an ihre Wurzeln

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Berlin. Die TelefonSeelsorge nimmt den Welttag der Suizidprävention zum Anlass, um auf die Bedeutung ihres deutschlandweiten Unterstützungsangebots bei seelischen Krisen hinzuweisen. Suizide nach Möglichkeit zu verhindern war weltweit das zentrale Anliegen bei der Gründung telefonischer Krisen-Anlaufstellen, auch bei der Gründung in Deutschland vor 65 Jahren. 

„Bevor Sie sich das Leben nehmen, rufen Sie mich an“ - diesen Anzeigentext hat ein englischer Pfarrer nach dem zweiten Weltkrieg in die Zeitung gesetzt zusammen mit seiner privaten Telefonnummer. Die Geschichte zeigt, worum es ging und geht: Menschen ein Angebot zu machen, die sich in einer aus ihrer Sicht ausweglosen und verzweifelten Lage befinden.  

„Suizidprävention ist und bleibt unser Kernanliegen“, erklärt Pastoraltheologe Michael Hillenkamp, von katholischer Seite Vorsitzender des Leitungsgremiums der TelefonSeelsorge. „Sie ist ein Hauptgrund dafür, dass wir unseren Dienst rund um die Uhr anbieten und sie ist ein zentrales Thema bei der Ausbildung unserer ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater.“

Das statistische Bundesamt weist für 2019 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) die weltweite Suizidrate mit über 700.000 Opfern aus. In Deutschland lag die Zahl bei über 9.000 Menschen. Das seien rund dreimal mehr als durch Verkehrsunfälle Gestorbene.

„Nicht jeder Anruf, den wir bekommen, handelt von Suizid“, sagt Michael Hillenkamp. „Aber nahezu Alle, die einen Suizid erwägen und uns anrufen, wollen letztendlich nicht tot sein. Sie wollen nur auf keinen Fall mehr so weiterleben wie jetzt. Diese tiefe Verzweiflung braucht Respekt und Anerkennung, keine klugen, moralischen oder gar frommen Rezepte. Wir sagen deshalb: TelefonSeelsorge wird die Freiheit jedes Menschen zutiefst respektieren und immer zugleich Wege suchen, wie Verzweiflung gemindert und neuer Lebensmut möglich werden kann.“ 

Die TelefonSeelsorge bietet neben ihren rund um die Uhr besetzten Telefonnummern und einer an 25 Standorten möglichen Vor-Ort-Beratung auch Beratung per Chat und Mail an. „Gerade hier und damit vor allem von unseren jüngeren Kontaktpersonen wird das Thema Suizidalität weitaus häufiger angesprochen als am Telefon. Das macht die Chat- und Mail-Beratung zu einer besonderen Herausforderung“, erläutert Birgit Knatz, Leiterin der TelefonSeelsorge-Stelle Hagen-Mark. Sie hat die Online-Dienste der TelefonSeelsorge mit aufgebaut. Die Herausforderung sei es, in einer solchen Notlage das Gegenüber überhaupt zu erreichen und soweit zu stabilisieren, dass Alternativen wieder denkbar werden. „Genau dafür sind unsere Ehrenamtlichen ausgebildet“, so Michael Hillenkamp. 

„Wir haben natürlich keine Zahlen darüber, wie vielen Menschen wir in einer suizidalen Krise wirklich helfen konnten“, sagt Birgit Knatz. „Aber wir wissen, aufgrund der vielen Rückmeldungen, dass wir einen wichtigen Beitrag zur Suizidprävention leisten.“ 

Hintergrundinformation
Mit mehr als 7.700 geschulten Ehrenamtlichen in 104 Städten oder Regionen ist die Telefonseelsorge deutschlandweit tätig. Um möglichst vielen Menschen den Zugang zu ermöglichen, stehen Mitarbeitende ganzjährig rund um die Uhr am Telefon zur Verfügung. Die Telefonseelsorge berät Menschen jeder Nationalität, jedes Geschlechts, jeder Konfession und jedes Alters. Sie verpflichtet sich zu weltanschaulicher Neutralität. Alle Beratungsangebote, auch die Vorort-Beratung, sind anonym und kostenfrei.

Die Beratung findet am Telefon, per Mail oder Chat statt. An insgesamt 25 Standorten gibt es auch Beratung vor Ort. Da es hier auch zu einem längerfristigen Beratungssetting kommen kann, arbeiten in der Vor-Ort-Beratung überwiegend hauptamtliche Kräfte mit einschlägiger beruflicher Ausbildung. Durch den unkomplizierten Zugang zu den Offene-Tür-Stellen, die während ihrer Öffnungszeiten einfach zur Beratung betreten werden können, ist eine schnelle, niederschwellige Krisenintervention möglich. 
Mit der kostenlosen App „KrisenKompass“ bietet die Telefonseelsorge auch Hilfe zur Selbsthilfe bei depressiven Gefühlen und Suizidgedanken für Betroffene und Angehörige.

2020 wurden 1.027.450 telefonische und 41.439 persönliche Beratungsgespräche geführt. Es wurden 44.600 Mails geschrieben und es wurde 33.578-mal gechattet. 

Dank der Unterstützung der Deutschen Telekom sind die Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 seit 1997 gebührenfrei.

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