Startseite Archiv Nachricht vom 01. Dezember 2020

Erste Gemeindemanagerin Hannovers sorgt für mehr kirchliche Präsenz

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Hannover. Nadelstreifen und Business-Kostüm trägt Rebekka Hinze nicht. Managerin ist sie trotzdem. Seit 1. September arbeitet die 43-Jährige als Gemeindemanagerin für den Stadtkirchenverband Hannover. Hinze ist für die Kirchengemeinden Herrenhausen-Leinhausen, Ledeburg-Stöcken und Zachäus in Burg zuständig. Der kirchliche Amtsbereich Nord-West war der erste, der die Stelle einer Gemeindemanagerin eingerichtet hat. Doch auch in den anderen beiden Amtsbereichen des Stadtkirchenverbandes werden demnächst Gemeindemanager tätig sein. 

„Die Kirche eröffnet hier ein neues Arbeitsfeld“, sagt Karl-Ludwig Schmidt, Superintendent in Nord-West. Sie reagiere damit auf die zunehmende Belastung von Pastoren und Kirchenvorständen durch Verwaltungsaufgaben. „Pastorinnen und Pastoren haben auch immer weniger Zeit für ihre Kernaufgaben wie Seelsorge und Verkündigung“, berichtet Schmidt. Grund dafür sei, dass die Anzahl der Gemeindeglieder für eine volle Pfarrstelle in den vergangenen Jahrzehnten stetig erhöht wurde. Die auf fünf Jahre angelegte Projektstelle soll hier Entlastung bringen. „Eine wichtige Aufgabe der Gemeindemanagerin ist auch, die regionale Zusammenarbeit der Kirchengemeinden zu unterstützen“ fügt der Superintendent hinzu.

Spannend findet Rebekka Hinze ihre neue Aufgabe als „Brückenbauerin und Netzwerkerin“. „Ich bin einerseits Dienstleisterin für die drei Gemeinden, andererseits kreise ich wie ein Helikopter über ihnen und schaue, wo Aufgaben zusammengeführt und auch optimiert werden können“, sagt die Gemeindemanagerin. So packt Hinze an einem Tag an, wenn in der Kirche Stühle gerückt werden müssen, am nächsten diskutiert sie die Finanzplanung einer Gemeinde mit der Stadtkirchenkanzlei. Hohe Priorität hat die Öffentlichkeitsarbeit für die Musikwissenschaftlerin, die lange im Kulturmanagement gearbeitet hat und jetzt Soziale Arbeit studiert. Alle zwei Monate geben die drei Gemeinden einen gemeinsamen Gemeindebrief heraus. „Damit erreichen wir rund 17000 Haushalte“, sagt Hinze. Diese „Visitenkarte der Gemeinde“ würde sie gerne stärker in der Stadtteilgemeinde verankern. „Warum soll nicht der Ortsbürgermeister eine Rubrik im Gemeindebrief erhalten und was ist mit den zahlreichen Vereinen des Viertels“, skizziert die Gemeindemanagerin „Grundzüge einer Art Stadtteilzeitung“. Kirche müsse „über den Kirchturm hinaus für die Menschen sichtbar werden“, ist sie überzeugt.

Dass es zuweilen hieß, die Kirchen seien in der Corona-Zeit nicht sichtbar genug gewesen, beschäftigt Hinze. Es hat sie auf eine neue Idee gebracht. „Die Corona-Beschränkungen werfen die Menschen verstärkt auf sich selbst und ihr engeres Wohnumfeld zurück“, sagt sie. „Umso wichtiger werden hier Zeichen kirchlicher Präsenz.“ Fast alle Gemeinden haben Schaukästen an der Straße vor ihren Kirchen stehen, doch „diese führen oft ein Schattendasein“. Rebekka Hinze möchte dieses „einfache Medium einer Öffentlichkeitsarbeit vor Ort“ stärker nutzen. „Die Schaukästen müssen Hingucker für Passanten werden und einfache, klare Botschaften transportieren“, sagt sie. Im Advent startet sie deshalb gemeinsam mit Ehrenamtlichen eine erste Aktion. Mit der Dämmerung beginnen in den Schaukästen der drei Gemeinden LED-Kerzen zu leuchten, zu jedem Adventssonntag eine mehr. Tannenzweige und ein Spruch, dazu kurze Informationen über die Angebote der Gemeinde. Die Schaukästen sind den größten Teil der Nacht beleuchtet. „Andere Jahreszeiten und kirchliche Feste können wir mit neuen und überraschenden Aktionen begleiten“, blickt Hinze voraus. Die Kästen erlaubten Dreidimensionalität, warum also nicht beispielsweise mit Playmobilfiguren Osterszenen bauen, überlegt die Mutter zweier halberwachsener Kinder. 

Ein weiteres Standbein ihrer Arbeit wird das Fundraising sein, dazu absolviert sie jetzt eine Ausbildung. „In den Gemeinden haben wir immer wieder Zusatzaufgaben wie beispielsweise unvorhergesehene Gebäudesanierungen oder diakonische Projekte“, erzählt Hinze. Dafür Sponsoren zu gewinnen, wird in Zeiten knapper Kirchenkassen immer wichtiger. „Dass ich in den nächsten Jahren zu wenig Arbeit haben werde, darüber muss ich mir keine Sorgen machen“, sagt Hinze und lächelt. 

Sabine Dörfel/Öffentlichkeitsarbeit des Stadtkirchenverbandes Hannover