Startseite Archiv Nachricht vom 22. Mai 2020

Wolfsburger feiern zum Himmelfahrtstag erstmals Autogottesdienst

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Wolfsburg. Hupkonzert statt Glockengeläut, Kirchenbänke mit Dreipunktgurt und das "Amen" per Warnblinkanlage - der Autogottesdienst des evangelischen Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen zum Himmelfahrtstag hat wenig mit einem normalen Kirchenbesuch zu tun. Auf dem Parkplatz der Volkswagen Arena in Wolfsburg treffen sich am Donnerstag rund 200 Menschen in 100 Autos, um die Freiluftfeier zu verfolgen, die vom Wolfsburger Superintendenten Christian Berndt geleitet wird.

"Da wir keine Glocken haben darf jetzt jeder zum Start mal eine Minute lang hupen - oder solange man es eben aushält", begrüßt der Theologe seine Gemeinde. Per UKW-Frequenz 96,0 überträgt ein Technikerteam Predigt, Gesang und Fürbitten an die Autoradios der Teilnehmer. "Es ist etwas ungewohnt, auf so eine Fläche von Autos zu schauen", sagt Berndt später. Er habe die Rückmeldung aus den Gesichtern der vielen Menschen vermisst. "Insofern bin ich froh über einige Cabrio-Fahrer."

Freiluftgottesdienste in Wolfsburg zu Himmelfahrt haben eine jahrzehntelange Tradition. Im vergangenen Jahr waren dazu nach Angaben des Kirchenkreises 500 Menschen auf den Wolfsburger Klieversberg gekommen. "Insofern war klar, dass wir auch in diesem Jahr etwas draußen machen müssen und dabei die strengen Sicherheitsauflagen in Corona-Zeiten einhalten", erzählt Berndt. Das zuständige Ordnungsamt hat verfügt, dass die Teilnehmer mit Sicherheitsabstand zueinander parken müssen.

Aussteigen darf während des Gottesdienstes niemand. Damit sich jeder daran hält, sind auf dem Parkplatz rund 20 ehrenamtliche Helfer mit Warnweste und Mundschutz im Einsatz. Als Altarraum und Bühne dient ein dreigeschossiges offenes Treppenhaus am Stadion. Die Predigt haben an diesem Tag Wolfsburger Jugendliche übernommen. Auf der Stahltreppe stehend gehen sie der Frage nach, wieviele Jugendliche eigentlich an Gott glauben.

Den Besuchern gefällt, was sie geboten bekommen. Spontan und ungeplant stimmen sie zum Abschluss des Gottesdienstes erneut in ein Hupkonzert ein und winken den mitwirkenden Musikern, Jugendlichen und Theologen zu. "Ich habe noch nie per Blinker Amen gesagt", sagt die Ärztin Dagmar Wünsch-Duensing nach dem Gottesdienst und lacht: "Aber das war ein super Idee."

Unter den Besuchern ist auch Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD). Auch er lobt Berndt und sein Team. "Das war ein sehr guter Ersatz für den Klieversberg." Das Motto der Feier "Vertrauen in schwierigen Zeiten" habe ihn zum Nachdenken angeregt. "So vertraue ich darauf, dass die Menschen einen guten Ausweg aus der Krise finden und nicht einfach denen hinterherlaufen, die Verschwörungstheorien verbreiten."

Trotz der durchweg positiven Resonanz schränkt Berndt aber ein, der Kirchenkreis werde nun nicht jede Woche einen Autogottesdienst feiern. Es sei zu viel Aufwand und würde zu teuer, wenn nicht wie bei diesem einmaligen Erlebnis viele Menschen ehrenamtlich mit anpackten. Und mit einem Lachen fügt er hinzu: "Außerdem bin ich doch eher für die Bewahrung der Schöpfung und daher möglichst wenige Autofahrten."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen