Startseite Archiv Nachricht vom 27. April 2020

Sächsischer Landebischof Bilz unter Corona-Auflagen durch Landesbischof Meister eingeführt

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Dresden/Meißen. Festgottesdienst im fast leeren Meißner Dom, Besucher auf Abstand und mit Mundschutz: Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz (55) ist am Samstag unter strengen Corona-Auflagen in sein neues Amt eingeführt worden. Vom Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, nahm er den Segen für seinen Dienst und das Bischofskreuz als sichtbares Zeichen seines Amtes entgegen.

Meister ermunterte den neuen Bischof, angesichts der vielfältigen Strömungen in der sächsischen Landeskirche diese als Chance zu nutzen. Als geistlicher Anreger könne Bilz Glaubensvielfalt garantieren, sagte Meister, der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ist. Es sei nicht Aufgabe eines Bischofs die große Vielfalt in den Landeskirchen zu bändigen. «Diejenigen, die aus ihrem Glauben ein Gesetz machen und es - manchmal ohne Rücksicht auf die Schwachen - anwenden, verwirken diesen Freiheitsgedanken», fügte Meister mit Blick auf ein zum Teil verbreitetes Lagerdenken konservativer und liberaler Christen hinzu.

An dem Gottesdienst im Meißner Dom nahmen wegen der Corona-Pandemie - ganz anders als sonst bei Bischofseinführungen - nur wenige Personen teil, darunter Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Landtagspräsident Matthias Rößler (beide CDU) sowie der katholische Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers.

«Sie beginnen ihren Dienst in bedrückenden und ungewissen Zeiten», sagte Meister. Die Bischofseinführung füge sich in die aktuelle Lage der Welt ein und sei von dieser geprägt. Dennoch appellierte er, «angstfrei auf die Sorgen zu schauen».

In seiner Predigt rief Bischof Bilz dazu auf, die Balance neu zu finden zwischen Aktionen der Christen und ihrem Glauben - «vielleicht erschüttert durch die aktuelle Krise». Es gelte nicht nur, eine Haltung zu bewahren, sondern «beschwingt im wahrsten Sinne des Wortes zu glauben und zu leben». Er wünsche sich eine experimentierfreudige Kirche.

Bilz ging in seiner Ansprache auch auf die Pandemie und ihre Folgen ein. «Ich vermisse schmerzlich die große Gemeinde», sagte er, «die Gäste aus nah und fern». Mitten in der Corona-Krise frage er sich wie viele andere: «Wie lange soll das noch so gehen?» Zugleich seien «andere Sorgen nicht aus der Welt», sagte Bilz, der Klimawandel etwa oder die anhaltende Trockenheit für die Landwirte.

Meister hob in seiner Rede zudem die langjährige Tätigkeit von Bilz als sächsischer Landesjugendpfarrer hervor. «Wer die Wege junger, glaubender Menschen in einer weitgehend säkularen Gesellschaft über Jahre kennengelernt hat, der weiß viel darüber, wie wenig manche kirchlichen Altherrengewohnheiten heute noch überzeugen», sagte er. Auch neue Formen des Glaubens, ungewöhnliche und «vielleicht sogar anstößige» seien möglich.

Dass Bilz der Jugend verbunden ist, unterstrich auch die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Diese übernahm unter anderem der junge Sänger und «Voice of Germany»-Gewinner Samuel Rösch.

Seit Montag können sich in Sachsen Religionsgemeinschaften wieder öffentlich versammeln, allerdings nur unter Auflagen und mit nur 15 Teilnehmenden. Die Bischofseinführung war zunächst in der Dresdner Kreuzkirche mit mehr als 3.000 Plätzen geplant, damit möglichst viele Menschen dabei sein können. Nun konnte die Öffentlichkeit die Feier nur am Bildschirm verfolgen. Der Dom in Meißen ist die Predigtkirche für den sächsischen evangelischen Bischof. Zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens gehören aktuell rund  677.000 Christen.

epd