Startseite Archiv Nachricht vom 09. April 2020

Ein Telefonat zu Corona mit... Vanessa Baum, Brennpunkt-Erzieherin im Homeoffice

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Ein Telefonat zu Corona mit… Vanessa Baum, Leiterin eines Familienzentrums in Hannover Hainholz. Sie koordiniert das inhaltliche Arbeiten von 25 Kolleg*innen ihrer eigenen Kita und zweier weiterer Kitas Ihres Ortsverbandes Hannover-Leine. Sie alle müssen derzeit im Homeoffice arbeiten.

Hallo Frau Baum, haben Sie schon einen neuen Alltag gefunden?

„Ja, mein Wecker klingelt morgens nach wie vor. Aber anstatt ins Familienzentrum zu fahren, gehe ich ins Wohnzimmer - zu Laptop, Diensthandy, Fachliteratur. Mein Tag beginnt damit, dass ich meine Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen auf digitalem Weg begrüße.“

Wie sieht denn Homeoffice für Erzieher*innen aus?

„Sie nutzen diese Zeit für intensive pädagogische Weiterbildung. Neben dem Selbststudium gibt es Aufgaben zu bestimmten Themenbereichen, wie z.B. pädagogische Strategien, Portfolioarbeit, Vorbereitung der Entwicklungsgespräche mit Eltern, etc. Jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin ist bewusst, dass sie nicht im Urlaub ist. Das zeigt sich z.B. darin, dass einige sich selbstverständlich als Fahrer für den Menü-Service zur Verfügung gestellt haben.

Meine Aufgabe besteht darin, zu koordinieren und alle darin zu unterstützen. Das bedeutet ich telefoniere, recherchiere und kommuniziere viel über E-Mail. Alle meine administrativen Aufgaben, die ich normalerweise in meiner Arbeitsstelle zu erledigen habe, bearbeite ich jetzt von zu Hause aus. Eine wichtige Frage ist, wie wir nach der Corona-Zeit weiterarbeiten können. Wir arbeiten zum Beispiel an verschiedenen Seminaren für Mitarbeiter*innen, Eltern und Kindern zum Thema „Corona-die Zeit danach“. Aber auch wir müssen dann erstmal sehen, wo die Familien dann stehen. Es kann sein, dass wir bei Vielem ein Stück zurückgeworfen werden.“

Inwiefern könnten Sie zurückgeworfen werden?

„Wir arbeiten in einem sozialen Brennpunkt, die Familien haben vielfältige Probleme. Dinge und Anlaufpunkte wie das Elterncafé, der Elternstammtisch oder Ausflüge finden im Moment nicht statt. Das sind wichtige Mittel im Familienzentrum, um die Familien zu unterstützen. Das herzliche Miteinander dort fehlt nun.

Vereinzelt höre ich trotzdem von den Familien, aber nicht von allen. Telefonisch bin ich natürlich immer erreichbar - das ersetzt aber nicht den persönlichen Kontakt. Damit Kinder und Eltern aber trotzdem wissen, dass wir da sind und an sie denken, haben alle Mitarbeiter*innen aus ihrem Homeoffice eine Fotocollage mit einem Ostergruß erstellt. Die ist schon unterwegs.“

Wie geht es Ihnen persönlich mit dieser Situation?

„Ich bin sehr dankbar für mein Mann und meine Tochter, mit denen ich diese Zeit gemeinsam verbringen kann. Mein Herz und meine Gedanken sind aber sehr beschäftigt mit den Menschen, die ganz allein sind, krank oder von Existenzsorgen betroffen. In meinem Bekanntenkreis gibt es bereits Betroffene von Kurzarbeit und Verlust der Arbeitsstelle.

Ich freue mich darum sehr auf den Tag, an dem ich alle im Familienzentrum wiedersehen kann. Eltern, Kinder und Mitarbeiter*innen fehlen mir sehr.“

Woher nehmen Sie die Kraft in dieser Zeit?

„Ich bin Christin. Ich habe eine Hoffnung in meinem Herzen, die sich eigentlich schon erfüllt hat, weil ich weiß, dass Gott auch hier das letzte Wort hat. Der Pfarrer unseres Ortsverbandes schickt zu jedem Wochenstart eine kleine Andacht mit Bibelversen. Auch hier erlebe ich die Kraft durch Gottes Wort. Denn: „Und seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist meine Stärke.“  (Nehemia 8,10)

Christine Warnecke

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