Startseite Archiv Nachricht vom 31. März 2020

Ein Telefonat zu Corona mit... Pascal Allewelt vom Obdachlosen-Kontaktladen "Mecki"

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Wohnungs- und obdachlose Menschen können sich nicht in die eigenen vier Wände zurückziehen; Sozialarbeiter*innen müssen Abstand halten. Wie kommt die Hilfe trotzdem an? Ein Telefonat zu Corona mit Pascal Allewelt, Sozialarbeiter im Kontaktladen "Mecki" in Hannover.

Hallo Herr Allewelt. Ich erreiche Sie im Kontaktladen MECKI am Raschplatz in Hannover. Was hat Corona für Sie verändert?

„Alles. Für gewöhnlich kommen hier am Kontaktladen täglich circa 150 wohnungs- und obdachlose Menschen zusammen, bekommen Frühstück und Beratung, können zur Arztsprechstunde kommen. Kurz: sie finden einen Schutz- und Ruheraum. Diese Funktion können wir jetzt im Grunde nicht mehr bieten. Die anderen Tagestreffpunkte in Hannover, das „Dach überm Kopf“ und der „Kompass“, sind ganz geschlossen – wir bündeln unsere Kräfte an einem Ort.“

Das heißt – wie sieht es bei Ihnen jetzt konkret aus?

„Wir haben eine Plexiglas-Scheibe in den Eingang gehängt, darunter einen Tisch gestellt. Über den geben wir vormittags Kaffee, Tee und Butterbrote raus. Der Andrang ist wie immer da, die Leute brauchen uns ja nach wie vor. Wer ein Obdach hat, bei Verwandten oder Freunden, den schicken wir aber nach Hause. Wir sagen den Leuten, die draußen stehen, dass auch sie untereinander Abstand halten sollen. Das braucht eine Engelsgeduld, weil manche es sprachlich nicht verstehen oder psychisch krank sind und die ganze Lage nicht begreifen können. Es wäre aber unverantwortlich, die Leute wie normal in den Laden und damit dicht zusammenkommen zu lassen – wir haben keine medizinische Schutzausrüstung. Der Krankenbereich ist deshalb auch zu.“

Wie geht es Ihnen damit?

„Das ist einfach hart. Wir kennen die Menschen teils seit Jahren, sie liegen uns am Herzen, man reicht ihnen sonst die Hände. Jetzt stehen wir uns hinter Plexiglas gegenüber.“

Es stand auch zur Debatte, ob es nicht komplette Ausgangssperren geben sollte, in manchen Ländern gibt es sie. In Deutschland sind es bisher nur Kontaktbeschränkungen. Wie beurteilen Sie das?

„Das ist ein Glück! Man will sich nicht ausmalen, was eine Ausgangssperre bedeuten würde. Wir fordern aber schon seit vielen Jahren, dass wir Einzelzimmer in unseren Einrichtungen brauchen, auch um den Auftrag als Schutzraum gerecht zu werden. Jetzt wäre das umso drängender. Wir sind jetzt in Kontakt mit dem DeHoGa, dem Hotel- und Gaststättenverband: Die Überlegung ist, ob jetzt ohnehin leerstehende Hotels von uns genutzt werden könnten. Das wäre natürlich eine große Hilfe, aber noch ist nichts entschieden.“

Wie sehen Sie in die Zukunft?

„Wir laufen im Notbetrieb und sehen jetzt einfach nur von Tag zu Tag. Wir versuchen, die Situation irgendwie erträglich zu machen.“

Christine Warnecke

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Als Redaktion im Themenraum der Landeskirche Hannovers wollen wir unbedingt wissen, was alles passiert in Kirchengemeinden, Sozialstationen, Krankenhäusern und überall sonst, wo kirchliches Leben im engen und weiten Sinne stattfindet. Wir telefonieren beinahe täglich mit ganz unterschiedlichen Menschen und wollen von ihnen allen wissen: Wie verändert das Virus euer Leben? Und welche positive Energie setzt diese Extremsituation zugleich frei?