Startseite Archiv Nachricht vom 24. März 2020

Ein Anruf zu Corona bei... Vanessa Herzog, Pflegerin der Johanniter

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Guten Morgen Frau Herzog. Für diesen Anruf haben Sie sich in eine stille Ecke zurückgezogen, Sie hören sich aber sehr aufgedreht an. Wie ist die Lage bei Ihnen?

„Viel zu tun ist bei uns immer – jetzt kommt aber eine große Anspannung unter den Kolleg*innen dazu, manche haben Angst und manche sind ruhig. Man weiß einfach nicht, was da auf uns zukommt. Noch können wir alle Kunden versorgen – aber was ist, wenn zu viele von uns ausfallen? Wir wissen nicht was kommt. Schon jetzt sind manche Kunden verärgert, wenn wir Abläufe umstellen und nicht mehr zu den Wunschzeiten kommen können. Aber das geschieht ja nur, um auch sie zu schützen.“

Welche Umstellungen gibt es bei Ihnen?

„Wir haben die Arbeitszeiten gestaffelt, sodass nicht morgens um sechs Uhr alle Mitarbeiter*innen gleichzeitig im Büro sind, um Schlüssel und Medikamente abzuholen. Dadurch kommen wir teilweise etwas später zu den Kunden – und obwohl wir das versuchen zu erklären, verstehen es manche Kunden leider noch nicht. Manche sind auch verständnisvoll. Die Stimmung ist sehr unterschiedlich und für uns alle neu. Zudem dürfen keine Angehörigen mit uns in einem Raum sein, das klappt mittlerweile gut.“

Sie müssen rausfahren, um Hilflosen zu helfen. Ohne körperlichen Kontakt in der Pflege geht es nicht. Wie gehen Sie mit den Patient*innen um, wo doch eigentlich Abstand geboten wäre?

„Das ist wirklich schwierig, weil es bei der direkten Körperpflege nicht möglich ist, ausreichend Abstand zu halten. Man macht die Kunden darauf aufmerksam, z.B. bei der Körperpflege nicht zu reden. Wenn das nicht akzeptiert wird, ist es frustrierend.“

Wie geht es Ihnen persönlich?

„Ich selbst habe keine Angst vor dem Virus – ich habe nur Angst vor einer möglichen Panik die entstehen könnte. Es ist mir unbegreiflich, dass die Menschen nicht zu Hause bleiben bzw. sich weiter in größeren Gruppen treffen! Sie bringen uns, die genau zu den Risikogruppen rausfahren müssen, in Gefahr! Die haben die Lage nicht verstanden. Ich bin absolut für Ausgangssperren. Ich hoffe, dass sich die Lage schnell wieder beruhigt und wir wieder zur Normalität zurückkehren können.“

Wie blicken Sie in die Zukunft?

„Sehr, sehr unsicher. Es gibt die Infoblätter und Pandemie-Pläne, aber wie es wirklich sein wird, weiß niemand. Und wir sind jetzt schon in einem Zwiespalt: einerseits brauchen wir mehr Desinfektionsmittel, als sonst schon. Aber die Vorräte sind begrenzt, wir müssen haushalten. Ich bin wie wir alle mehr als froh, wenn diese Situation vorüber ist.“

Christine Warnecke