Startseite Archiv Nachricht vom 12. Februar 2020

Aktion „Pastor trifft Bauer“

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Schaapsen. Florian von Issendorff arbeitet bei Landwirt Gerd Schierloh mit. Wie er auf dem Acker am besten eine Bodenprobe entnimmt, hatte Florian von Issendorff schnell drauf. Sehr viel mehr Respekt legte der Pastor aus Bruchhausen-Vilsen an den Tag, als es darum ging, 100 Ferkel von einem Stall in den nächsten umzutreiben und er dabei aufpassen musste, dass keines der Tiere ausbüxte. Er packte einen Tag lang mit auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Gerd Schierloh in Schaapsen an. Das Motto der Aktion „Pastor trifft Bauer“, die das Landvolk Mittelweser und der Kirchenkreis Syke-Hoya gemeinsam initiiert haben, war dabei Programm: Der Pastor lernt den Alltag eines Landwirts kennen – und das nicht zur aus Berichten, sondern aus eigener Anschauung. „Das war spannend und relativ entspannt. Hier hat nicht gleich die Mistgabel auf mich gewartet“, erzählte Florian von Issendorff augenzwinkernd über seine Stippvisite auf dem Bauernhof. Wenn er ihn hätte ärgern wollen, hätte er ihn erstmal drei Stunden ein Abteil im Schweinestall waschen lassen, schmunzelte Landwirt Gerd Schierloh. Stattdessen ging es aber moderater los: „Ich habe Florian erstmal erzählt, wo er ist. Ich finde es nämlich immer klasse, wenn man auf einem Hof ist und dessen Geschichte grob kennt“, sagte Gerd Schierloh. In drei Ställen hält er 5.000 Mastschweine, bestellt seine Äcker und kümmert sich um alle Aufgaben gemeinsam mit seinen beiden Festangestellten und zwei Aushilfen.

Seinen Hofgast Florian von Issendorff kennt er auch aus anderen Zusammenhängen – aus der Arbeit im Vorstand der Kirchengemeinde Bruchhausen-Vilsen, in dem sich Gerd Schierloh ehrenamtlich engagiert. Umso spannender fand es der Pastor, die Berufswirklichkeit des Landwirts hautnah zu erleben: „Ich durfte von zwei Äckern Bodenproben nehmen. Die Schweine aber waren beim Umtreiben ganz schön widerspenstig.“ Auch das passe irgendwie zu seiner eigentlichen Arbeit: „Das Wort Pastor heißt ja Hirte. Nur dass meine Schäfchen in der Regel freiwillig herkommen, wenn ich rufe“, sagt er schmunzelnd. Zudem seien Kirche und Landwirtschaft ja auch nicht ohne Berührungspunkte: „Die Kirche ist oft Verpächterin landwirtschaftlicher Flächen. Da ist es wichtig, sich auszukennen und im Gespräch mit den Landwirten zu bleiben. Denn es ist uns wichtig, wie die Flächen bewirtschaftet werden.“ Er erinnerte zudem daran, dass die großen Pfarrgärten einst nicht zur Zierde angelegt worden seien, sondern dem Anbau von Nahrungsmitteln dienten, und die Tierhaltung ebenfalls einst für Pastoren auf dem Land ganz normal war: „Wir haben bei uns am Pfarrhaus gerade erst die alte Güllegrube ausgebaggert“, sagt Florian von Issendorff. Bei Gerd Schierloh lernte er viel über Schweinehaltung. „Das war spannend, wir haben in jeden Schweinestall reingeguckt und er hat mir erklärt, wie die Mahl- und Mischtechnik für das Futter funktioniert. Da steckt ganz schön viel High-Tech hinter der Fassade.“ Für sich bilanziert der Pastor: „Ich glaube, dass ich hier einen sehr repräsentativen Einblick in die Landwirtschaft erhalten habe. Mit Bauernhofidylle auf dem Land hat das natürlich weniger zu tun – eher mit harter Arbeit unter nicht immer einfachen Rahmenbedingungen“. Die Idee eines Kurzpraktikums gefiel ihm gut: „Das ist gut, um zu sehen wie es den Menschen in der Landwirtschaft und auch in anderen Berufen geht.“ Und schmunzelnd wandte er sich an Gerd Schierloh: „Wenn Du wieder Hilfe brauchst, sagst du mir Bescheid.“

Die Aktion gibt es seit letztem Jahr, sie wurde ins Leben gerufen von Regine Suling vom Landvolk Mittelweser, die sich dazu auch mit Ricarda Rabe abgestimmt hat.  Idee der Aktion: Verständnis füreinander durch direkte Begegnung. „Ich arbeite mich im Moment an den Multiplikatoren ab“, sagt Frau Suling. Neben Lehrer*innen sind das für sie gerade auch Pastor*innen. Aktuell ist sie auf der Suche nach weiteren „Tandems“.

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück