Startseite Archiv Nachricht vom 14. Januar 2020

„Christen in der Automobilindustrie“ feiern ersten ökumenischen Gottesdienst in Ingolstadt

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Ingolstadt. Beten und Autos bauen: Das Netzwerk „Christen in der Automobilindustrie“ – kurz CAI – hat gestern in Ingolstadt den ersten ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Rund 300 Gäste von Unternehmen wie Audi, Continental, VW, Daimler, BMW, MAN und Bosch nahmen an der feierlichen Zeremonie in der Sankt-Pius-Kirche teil. Das Motto lautete „Mehr als Du glaubst“ – passend zu den großen Herausforderungen, denen sich die Automobil-Branche konfrontiert sieht – angesichts neuer Mobilitätsbedürfnisse, schwieriger Absatzmärkte und Trends wie Elektromobilität und Digitalisierung. Der katholische Bischof aus Eichstätt Gregor Maria Hanke, der Regensburger Regionalbischof Klaus Stiegler und der Gründer des CAI-Netzwerkes Pastor Peer-Detlev Schladebusch machten den Mitarbeitern Mut, den Wandel verantwortlich, aufrichtig und im Vertrauen auf Gott anzugehen und zu begleiten. 

Der gastgebende Bischof Hanke sprach in seiner Begrüßung davon, dass die Autobranche vielen Menschen Lohn und Brot gebe und ihre Produkte dem Wohle der Menschen dienen sollten. An die Beschäftigten richtete er den Appell: „Bitte bedenken Sie, dass die Schöpfung eine Leihgabe Gottes an uns Menschen ist. Sie ist nicht zum Besitz und Verzehr gedacht.“ Der christliche Glaube sei auf Verantwortung angelegt. „Sie als Christen tragen dazu bei, dass in einem Unternehmen Werte spürbar werden.“

Regionalbischof Stiegler verwies in seiner Predigt darauf, dass es sich um eine „Zeit der Transformation mit unklarem Ende handelt“. Neben Geldverdienen und Selbstverwirklichung bedeute Arbeit auch, dass man mit seinen Talenten aufgerufen sei, die Welt zu gestalten. „Im Glauben an Gott finden wir Kraft, neue Wege zu suchen und zu finden.“

Industriepfarrer und CAI-Gründer Schladebusch ergänzte in seinem Teil der Predigt: „Wer langfristig Wertschöpfung haben will, muss Leute haben, die Werte leben.“ Angesichts der großen Herausforderungen dürfe es ein „Weiter so!“ nicht geben. Es führe in die Sackgasse. Schladebusch: „Gerade in dieser Umbruchzeit wollen wir in dieser Branche ein Hoffnungszeichen setzen und Mut machen, den Beruf als Berufung zu verstehen und zu leben.“

Mitarbeiter aus verschiedenen Unternehmen – Audi, BMW, Daimler, MAN, Bosch, Continental – hielten Fürbitten, in denen sie um den Erhalt von Arbeitsplätzen, um Weisheit bei Zukunftsentscheidungen für die Vorstände und um fairen, guten Umgang miteinander – gerade in schwierigen Zeiten. Musikalisch umrahmt wurde der erste ökumenische CAI-Gottesdienst in Süddeutschland vom Gospelchor Sunshine und einem Musikteam der Freien evangelischen Gemeinde Ingolstadt.

Chris Orlamünder, CAI-Regionalsprecher für Ingolstadt bedankte sich bei allen Beteiligten und vor allem beim gastgebenden Pfarrer Martin Geistbeck von der Pfarrei St. Pius und bei den beiden Bischöfen, die diesen Auftaktgottesdienst von Anfang an unterstützten.

Ebenfalls freute sich Orlamünder über Grußworte und Anwesenheit von Stadtrat Hans Stachel, Personalvorstand der AUDI AG Wendelin Göbel, Betriebsratsvorsitzenden der AUDI AG Peter Mosch und Jörg Schlagbauer, Vorsitzender der IG Metall Vertrauenskörperleitung und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der AUDI AG. Als Vertreter der Stadt Ingolstadt wies Stadtrat Stachel auf die Bedeutung der Automobilindustrie für den Standort hin und lobte die CAI-Initiative. „Mit ihrer Bewegung müssen Sie zu den Menschen gehen und Zeugnis ablegen, am besten täglich.“ Dem pflichtete Jörg Schlagbauer bei: „Die Werte des CAI sind die gleichen Werte wie die des Betriebsrates.“ Mitgebracht hatte er eine Fürbitte, die ihn als ehemaligen Pfarrgemeinderat und Lektor seit vielen Jahren begleite: „Für die Verantwortlichen in der Wirtschaft und bei den Gewerkschaften: Der Herr führe sie Wege, die der sozialen Gerechtigkeit und dem sozialen Frieden dienen", sagte Schlagbauer, der gemeinsam mit dem ebenfalls anwesenden Audi-Betriebsratschef Peter Mosch die Transformation bei Audi intensiv begleitet. Das tut auch Wendelin Göbel, Personalvorstand der AUDI AG. Er hob die Bedeutung von Werten hervor, um verloren gegangenes Vertrauen wieder zurück zu gewinnen. „Wie passen die Autoindustrie, Kirche und Politik zusammen?“, fragte Göbel. Alle hätten den gleichen Auftrag, gab Göbel sogleich die Antwort: „Sie müssen sich um die Menschen und die Gesellschaft kümmern – indem sie ihnen Werte vermitteln.“ In einem offenen Austausch vertieften die Anwesenden die Themen zu Wandel und Umbruch in der Automobilindustrie – und waren sich darin einig: Nur im Schulterschluss und gegenseitigen Respekt gelinge der Branche die Transformation und könne dauerhaft sichere Arbeitsplätze für seine Beschäftigten garantieren.

Das Netzwerk „Christen in der Automobilindustrie“ (CAI) besteht seit Herbst 2013. Ihm gehören rund 100 Firmen der Branche und mehr als 1000 Beschäftigte an. Sie rücken christliche Grundwerte und soziale Verantwortung stärker in den Mittelpunkt ihres Arbeitslebens. Gründer des CAI ist Peer-Detlev Schladebusch, Industriepfarrer, Coach für Führungskräfte und Pastor in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover. Auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt (IAA), die alle zwei Jahre stattfindet, lädt der CAI Interessierte regelmäßig zu einem Gottesdienst in eine eigens aufgebaute Lichtkirche mit anschließendem Austausch. Die Initiative bietet außerhalb der Arbeitszeit in den Unternehmen Gebets- und Gesprächskreise an. Die Arbeit des Netzwerkes, sagt Schladebusch, sei für viele Mitarbeiter „eine Hilfe, Krisen zu durchstehen und zu überwinden“.

Öffentlichkeitsarbeit des Netzwerkes “Christen in der Automobilindustrie”