Startseite Archiv Nachricht vom 05. September 2019

Stephansstift stellt Jubiläumsbuch zu 150-jähriger Geschichte vor

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Das evangelische Stephansstift in Hannover hat eine Jubiläumsschrift zu seiner 150-jährigen Geschichte vorgestellt. Unter dem Titel "Dem Leben Raum geben" beleuchten die Historiker Ulrike Winkler und Hans-Walter Schmuhl als unabhängige Wissenschaftler auf 560 Seiten die Anfänge und den Ausbau der sozialen Einrichtung ebenso wie die dunklen Kapitel während der NS-Zeit und der Nachkriegszeit.

Aufgrund der Geschichte, die zeitweise durch Gewalt und Übergriffe geprägt war, habe die Einrichtung bewusst Experten von außen einbezogen, sagte Vorstand Hans-Peter Daub am Mittwoch: "Wir wollen die Geschichte mit einem externen Blick analysieren." 

Das Stift, dass 1869 als Ausbildungsstätte für evangelisch-lutherische Diakone gegründet wurde, hat traditionell einen Schwerpunkt in der Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen, die früher als "verwahrlost" galten.

In der Nachkriegszeit hätten beengte Wohnverhältnisse und ein zu geringer Personalschlüssel zu einer Situation geführt, in der Gewalt gedeihen konnte, berichtete Ulrike Winkler. Um für Ordnung zu sorgen, hätten die Erzieher Zöglinge oft verprügelt, auch mit Stöcken. 

Die Heimleitung habe dies nicht gefordert, aber geduldet. Letztlich sei sie ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden, weil sie die Erzieher nicht zu gewaltfreien Methoden angeleitet habe. Hans-Walter Schmuhl betonte: "Es sind die Umstände, die Menschen dazu bringen, zu gewaltsamen Methoden Zuflucht zu nehmen." Erst mit der 1968er-Bewegung, die auch die Diakonen-Ausbildung erfasste, habe sich die Situation allmählich verbessert. 

Sowohl von der Zahl der ausgebildeten Diakone als auch im Blick auf die betreuten Jugendlichen habe das Stephansstift zu den größten Einrichtungen in Norddeutschland gehört, sagte Schmuhl.

Zeitweise betreute das Stift mehr als 700 Jugendliche an sieben Standorten. Die "Brüderschaft" der Diakone habe zeitweise mehr als 500 Mitglieder umfasst. Neben den Einrichtungen der Jugendhilfe gehören Altenheime sowie Schulen und Betriebe, in denen Diakone tätig waren oder sind, zum Stephansstift.

epd

Das Stefansstift

Das evangelische Stephansstift in Hannover ist ein Zentrum sozialer Arbeit in Hannover. Es unterhält unter anderem Einrichtungen der Jugendhilfe sowie Altenheime, Betriebe und Fachschulen. Seit 2011 gehört es als Förderstiftung zur Dachstiftung Diakonie, die mit rund 3.400 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 194 Millionen Euro das zweitgrößte diakonische und viertgrößte soziale Großunternehmen in Niedersachsen ist. Neben der Stiftung Diakonie Kästorf in Gifhorn ist das Stephansstift der zweite Hauptstandort der Dachstiftung. In diesem Jahr feiert es sein 150-jähriges Bestehen.

Das Stift wurde im Jahr 1869 als Ausbildungsstätte für evangelisch-lutherische Diakone gegründet. Es ging aus dem "Evangelischen Verein zu Hannover" um Pastor Julius Freytag (1835-1926) hervor, der "junge Männer für den Dienst der christlichen Nächstenliebe" ausbilden wollte. Dafür meldeten sich zunächst fünf junge Männer. Am Himmelsfahrtstag 1869 wurde mit ihnen die "Brüderanstalt" des Stephansstifts in einer Mietwohnung in der Altstadt gegründet.

1872 zog das Stift auf ein Gelände vor den Toren der damaligen Stadt, dem heutigen Stadtteil Kleefeld. Das Stift wuchs rasch: Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Arbeitszweige hinzu, in denen Diakone tätig waren oder sind. Die Diakone werden heute an der Hochschule Hannover ausgebildet. Doch noch immer gehören 400 Mitglieder aus kirchlichen und sozialen Berufen zur "Diakoniegemeinschaft Stephansstift", die seit 1972 auch Frauen offensteht.

Bei den Arbeitszweigen des Stephansstiftes sind heute rund 1.200 Menschen beschäftigt. Das Diakonie-Kolleg Hannover bildet auf dem Stiftsgelände rund 800 Schüler in Sozialpädagogik oder Heilerziehungspflege aus. Außerdem befindet sich dort ein Zentrum für Erwachsenenbildung.

epd