Startseite Archiv Nachricht vom 18. Juni 2019

Evangelische Kirche in Osnabrück wird zur Tagespflege

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Osnabrück. Die evangelisch-lutherische Melanchthonkirche in Osnabrück soll zur Tagespflege für alte Menschen werden. Vier Jahre nach der Entwidmung sei ein Investor für das Gebäude samt 3.000 Quadratmeter großem Grundstück gefunden worden, sagte der Kirchenvorstandsvorsitzende Daniel Matzner. Dieser werde aus der in den 1960er Jahren gebauten Rundkirche eine Tagespflege-Einrichtung machen. Zudem wolle er auf den umliegenden Flächen günstige altengerechte Wohnungen bauen. Der Gottesdienstraum solle für Veranstaltungen abends und an Wochenenden erhalten bleiben.

Mehrfach seien Interessenten in den vergangenen Jahren unter anderem wegen der Denkmalschutzauflagen abgesprungen. Die Nachnutzung von verkauften Kirchengebäuden ist eingeschränkt. Sie dürfen nur für religiöse, kulturelle, soziale oder Bildungsprojekte genutzt werden.

Seit einigen Wochen ist die Südstadtkirchengemeinde, zu der noch drei weitere Kirchen gehören, damit beschäftigt, das Inventar aus der Melanchthonkirche zu entfernen. In rund zwei Wochen sollen die vier Stahlglocken abgebaut und in ein orthodoxes Kloster in der Ukraine transportiert werden, erläuterte Diakon Dirk Hartung. Der Kontakt sei über eine Glockenbörse im Internet zustande gekommen. Am 22. Juni sollen die Glocken im Rahmen einer Abschiedsandacht ein letztes Mal von der Melanchthonkirche läuten.

Die Orgel sei bereits zur Restaurierung in einer Werkstatt und gehe danach an eine Gemeinde in der Region, erläuterte Hartung. Die Bänke würden von einer Werkstatt für behinderte Menschen zu Gartenmöbeln umgestaltet. Kreuz, Kerzenleuchter, Taufbecken, Lesepult und Kanzel-Bronzeplatten sollen möglichst in der eigenen Gemeinde Verwendung finden. Der Betonaltar wird in Kürze abgerissen.

Die Gemeinde hatte die Kirche, die als Gesamtkunstwerk unter Denkmalschutz steht, 2015 aufgegeben. Die Zahl der Gottesdienstbesucher war auf zuletzt unter zehn zurückgegangen. Für die vier Kirchen gibt es schon lange nur noch drei Pastorenstellen. Mit dem Verkaufserlös will die mit rund 8.500 Mitgliedern größte Osnabrücker Gemeinde ihren Kostenanteil am Neubau eines Gemeindehauses neben der zentralen Lutherkirche finanzieren.

In der hannoverschen Landeskirche wurden in den vergangenen 15 Jahren insgesamt 19 Kirchen aufgegeben. Die meisten wurden verkauft und werden heute etwa als Kulturstätte, Schule, Archiv oder jüdische Synagoge genutzt. Drei wurden abgerissen.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen