Startseite Archiv Nachricht vom 31. Mai 2019

Landesbischof würdigt 150-jährige Arbeit des Stephansstifts

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Hannover. Landesbischof Ralf Meister hat in einem Gottesdienst an Himmelfahrt die 150-jährige diakonische Arbeit des Stephansstifts in Hannover gewürdigt. Überzeugte Christinnen und Christen hätten Mitte des 19. Jahrhunderts ihr Leben den armen, bedrängten und behinderten Menschen gewidmet. Gleichzeitig erinnerte der Bischof an "die schweren Verfehlungen" in der Geschichte der Einrichtung.

Es habe auch Gewalt, Missbrauch und Zwangssterilisationen gegeben. Diakone seien während der NS-Zeit in die Konzentrationslager des Emslandes geschickt worden und hätten sich aktiv an den Verbrechen der Nationalsozialisten beteiligt. Als sich 2009 das Ausmaß des Missbrauchs abzeichnete, habe seine Amtsvorgängerin Margot Käßmann alle ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner um Vergebung gebeten. "Ich schließe mich dieser Bitte an", betonte Meister am Donnerstag seinem Predigtmanuskript zufolge: "Mich schmerzt jedes einzelne Schicksal, von dem ich lesen und hören musste."

Diese Verbrechen müssten die Kirche demütig machen. "Wir dürfen nicht aufhören, aus der Vergangenheit zu lernen", sagte der evangelische Landesbischof. Christinnen und Christen seien immer eine Gemeinschaft "mit den Leidenden dieser Welt" gewesen, sagte Meister und fügte hinzu: "Gott ist entweder ein Menschheitsthema oder er ist überhaupt kein Thema."

Das Stephansstift ging aus dem 1865 gegründeten "Evangelischen Verein zu Hannover" um Pastor Julius Freytag (1835-1926) hervor, der "junge Männer für den Dienst der christlichen Nächstenliebe" ausbilden wollte. Dafür meldeten sich zunächst fünf junge Männer. Am Himmelsfahrtstag 1869 wurde mit ihnen die "Brüderanstalt" des Stephansstifts in einer Mietwohnung in der Altstadt gegründet. 1872 zog das Stift auf ein Gelände vor den Toren der damaligen Stadt, dem heutigen Stadtteil Kleefeld.

Die Diakone werden inzwischen an der Hochschule Hannover ausgebildet. Doch noch immer gehören 400 Mitglieder aus kirchlichen und sozialen Berufen zur "Diakoniegemeinschaft Stephansstift". Sie steht seit 1972 auch Frauen offen und blickt an diesem Freitag ebenfalls auf ihr 150-jähriges Bestehen zurück.

Heute gehört das Stephansstift zur Dachstiftung Diakonie, die zahlreiche Einrichtungen in Hannover, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt unterhält. Die Dachstiftung betreibt auf dem Gelände des Stephansstifts heute auch das Diakonie-Kolleg Hannover, an dem rund 800 Schüler in Sozialpädagogik oder Heilerziehungspflege ausgebildet werden, sowie ein Zentrum für Erwachsenenbildung.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen