Startseite Archiv Nachricht vom 29. Mai 2019

Landesbischof und Ministerpräsident pilgern

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Esterwegen/Kr. Emsland. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover sind erstmals zusammen auf eine Pilgertour gegangen. "Ich habe die Einladung des Bischofs gerne angenommen", sagte Weil am Dienstag am Etappenziel der Gedenkstätte Esterwegen.

Für den Ministerpräsidenten war es zugleich die erste Pilgerwanderung überhaupt. Die beiden waren am Morgen in Lorup zu ihrer knapp 13 Kilometer langen Wanderung aufgebrochen. Die Strecke führte durch die Region Hümmling mit seinen weitläufigen Moor- und Torfflächen. In der Region sind noch zahlreiche Großsteingräber der Megalithkultur aus der Jungstein- oder Bronzezeit zu finden. Die beiden Pilger wollten ihre Tour an der Begräbnisstätte der Emslandlager beenden. Dort, rund sechs Kilometer von der Gedenkstätte entfernt, sind viele Opfer der Lager in namenlosen Gräbern beerdigt.

Die vergangenen zwei Tage habe er in Berlin verbracht und dort auch die Europawahl verfolgt, sagte Weil. "In dieser schnelllebigen Zeit ist die Gefahr groß, alles zu überhöhen und sich selbst zu wichtig zu nehmen." Der Besuch in einer Gedenkstätte wie Esterwegen mache dagegen deutlich, was wirklich wichtig sei. "Darüber nachzudenken, was damals geschehen ist und wie wir Gewalt und Terror entgegentreten können, darf niemals aufhören. Wir dürfen nie wieder zulassen, dass so etwas passiert, was hier dokumentiert ist."

Die Tour auf dem Hümmlinger Pilgerweg zusammen mit dem Ministerpräsidenten sei die zweite von vier geplanten kurzen Pilgertouren in diesem Jahr, sagte Landesbischof Ralf Meister. Die Wanderungen seien ein Projekt im Jahr der "Freiräume" der Landeskirche. Eine Pilgerwanderung unterscheide sich von einem Sonntagsspaziergang: Die besondere Atmosphäre solcher Pilgertouren ermöglichten ernste Gespräche über Gott und die Welt, unterstrich Meister.

Das Konzentrationslager Esterwegen wurde vor allem durch das Lied "Wir sind die Moorsoldaten" bekannt, das Häftlinge des benachbarten Lagers Börgermoor 1933 schrieben. Die Gedenk- und Dokumentationsstätte erinnert an die Opfer der insgesamt 15 Moorlager in der Region. Dort waren von 1933 bis 1945 rund 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene und bis zu 180.000 Kriegsgefangene inhaftiert. Die Insassen nannten die Lager "Die Hölle im Moor". Prominentester Häftling war der spätere Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky. Als Gefangener mit der Nummer 562 litt er dort von 1934 bis 1936.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen