Startseite Archiv Nachricht vom 19. Mai 2019

"Ein starkes Signal der Geschwisterlichkeit"

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Braunschweig/Hannover. Synoden-Präsident Matthias Kannengießer macht es ein wenig spannend. Ein typisch hannoversches Gastgeschenk hätten die Hannoveraner mit nach Braunschweig gebracht, erzählt er, und präsentiert dann, na klar, den Leibniz-Keks. Verpackt in einer Metalldose mit historischem Design, für jedes Mitglied der braunschweigischen Landessynode ein Exemplar. "Das ist nachhaltig, die Dose können Sie beliebig nachfüllen", sagt Kannengießer und zitiert einen Werbeslogan von 1898: "Was ißt die Menschheit unterwegs? Na selbstverständlich Leibniz Cakes!"

Auf den Weg hat sich an diesem Sonnabend bei strahlendem Sonnenschein auch die hannoversche Landessynode gemacht. Beide Synoden wollen ihre Kontakte vertiefen und enger zusammenarbeiten. Der Besuch ist eine echte Premiere: Noch nie haben die beiden evangelischen Parlamente zusammen getagt, obwohl ihre Gebiete in direkter Nachbarschaft zueinander liegen.

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns freut sich über den Besuch. "Das ist ein Ereignis von historischem Rang", betont er. Ziel des Treffens sei ein engeres Miteinander des kirchlichen Lebens. Der Besuch aus der Nachbarkirche sei "ein starkes Signal der Geschwisterlichkeit". Die Braunschweiger empfangen ihre Gäste in historischem Ambiente: Rund 120 Mitglieder beider Synoden nehmen Platz in der altehrwürdigen Brüdernkirche, deren älteste Teile aus dem Jahr 1361 stammen. Nebenan ein mittelalterlicher Kreuzgang und ein begrünter Innenhof.

Das Synoden-Treffen sei "absolut neu", zeige aber auch ein Stück Normalität, sagt der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries. Denn beide Landeskirchen arbeiteten schon jetzt auf vielen Gebieten zusammen: von der Pastoren-Ausbildung bis zur Umweltarbeit. "Wir sind viel weiter, als das organisatorisch abgebildet ist", betont de Vries, der in Vertretung für den hannoverschen Landesbischof Ralf Meister nach Braunschweig gekommen ist. "Das ist für mich eine gute Hoffnung auf die Zukunft hin."

Noch vor wenigen Jahren hatten die fünf niedersächsischen Kirchen über den Vorschlag beraten, sich zu einer landesweiten Kirche zusammenzuschließen. Der Versuch scheiterte, das Thema ist erst einmal abgehakt. Und doch sind viele Delegierte aus beiden Synoden der Meinung, dass es sich lohnt, den Austausch zu vertiefen. "Wir stellen dieselben Fragen, warum sollen wir da nicht voneinander profitieren?", sagt Matthias Moog aus Wolfenbüttel. Und Petra Utermöller aus Bad Sachsa findet: "Eine Nachbarschaft, die man kennt, ist angenehmer als eine Nachbarschaft, die man nicht kennt."

Die Grenzen zwischen den Landeskirchen bilden noch heute die Grenzen früherer Fürstentümer ab. Zur hannoverschen Kirche gehören aktuell 2,5 Millionen Protestanten, zur kleineren braunschweigischen Kirche rund 342.000. Für jüngere Menschen verlieren die alten Grenzen allerdings an Bedeutung, sagt der Student und Jugenddelegierte Jonas Jakob Drude aus Göttingen: "Junge Leute sind mobil. Diese Grenzen zwischen Landeskirchen sind für uns keine Barrieren mehr."

In der Brüdernkirche lauschen die Delegierten an diesem Tag zwei Berichten des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen und der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Einige Synodenmitglieder können sich sogar vorstellen, dass beide Parlamente künftig gemeinsam Beschlüsse fassen, wie sie am Kaffeetisch erzählen.

Früher haben sich Hannoveraner und Braunschweiger in Politik und Gesellschaft manchmal schwer miteinander getan. Launige Festreden und Feuilletons beschreiben sie bis heute gern als Konkurrenten und spötteln in die eine oder andere Richtung. Den braunschweigischen Bischof Meyns lässt das alles kalt. Die angebliche Rivalität der Städte sei etwas für "Fußballvereine, Mythen und Herzöge", sagt er. In Politik und Wirtschaft zögen beide Städte und Regionen längst an einem Strang.

Auch zu Leibniz hat Meyns recherchiert: Der Philosoph aus Hannover war ab 1691 auch für die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zuständig. Und das Mehl für den Leibniz-Keks kommt aus der Okermühle in Kissenbrück südlich von Braunschweig: "Auch der Leibniz-Keks steht für die Gemeinsamkeit unserer Region."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen