Startseite Archiv Nachricht vom 24. Februar 2019

Landesbischof Meister lehnt Widerspruchslösung bei Organspenden ab

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Hannover. Landesbischof Ralf Meister hat sich in der Debatte um Organdspenden gegen eine Widerspruchslösung ausgesprochen. Er habe selbst einen Organspendeausweis und werbe auch dafür, sagte Meister bei einer Diskussion am Freitag in Hannover. Die Widerspruchslösung lehne er aber ab. Diese gehe davon aus, dass schon "Schweigen, Vergesslichkeit, Unordnung, Langeweile oder Ignoranz" eine Zustimmung sein könnten. 

"Wenn wir aufhören, den toten Menschen als Person zu beschreiben, ist er nur noch Objekt", mahnte Meister. Es sei aber höchste Aufgabe des Staates, die Würde des Menschen zu schützen. Darum dürfe dieser ohne eine bewusste Zustimmung der Menschen nicht in diesen sensiblen Bereich eingreifen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht schon in der kontroversen Debatte um die Widerspruchslösung bei der Organspende einen Erfolg. Das Thema sei wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt, auch Spenderzahlen seien leicht gestiegen, sagte er.

Spahn und der SPD-Vizefraktionschef Karl Lauterbach wollen einen Gesetzentwurf für eine Widerspruchslösung vorlegen. Danach wäre jeder automatisch Organspender, sofern nicht er oder sie selbst oder enge Angehörige widersprechen. Dagegen regt sich im Bundestag Widerstand. Spahn zufolge wird das Parlament voraussichtlich im Herbst erneut beraten.

Ihm sei dabei eine intensive Debatte wichtig, sagte der Minister. "Natürlich wäre die Widerspruchslösung ein Eingriff in die Freiheit." Sie führe aber keineswegs zu einer Organabgabe-Pflicht. Die Menschen würden lediglich gezwungen, sich auseinanderzusetzen. Ihnen werde die Freiheit genommen, sich gar nicht mit dem Thema zu beschäftigen. Angesichts von 10.000 Menschen, die auf Spenderorgane warteten, gehe es darum, unterschiedliche Rechtsgüter abzuwägen.

Die Medizin- und Kulturhistorikerin Anna Bergmann stellte bereits die Diagnose Hirntod als Voraussetzung für eine Spende infrage. "Hier wird eine sehr reduzierte Vorstellung von Sterben behauptet", sagte die Professorin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Zudem gebe es viel zu wenig Aufklärung über den Hirntod. Angehörige seien überfordert, wenn sie dann in der Intensivstation damit konfrontiert würden.

Der Leiter des Transplantationszentrums der Medizinischen Hochschule Hannover, Axel Haverich, sagte dagegen: "Wenn der Hirntod eingetreten ist, ist es eine ganz schnelle und eindeutige Diagnose." Der Herzspezialist sieht in der Widerspruchslösung "einen großen Wurf". Sie würde 20 bis 25 Prozent mehr Organspenden bringen und damit sehr vielen Menschen helfen. "Wir laden jeden ein, bei uns in die Transplantationsmedizin zu schauen und sich mit den Schicksalen der Patienten auseinanderzusetzen", sagte er. Die Bereitschaft zu einer aufgeklärten Information sollte eingefordert werden.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen