Startseite Archiv Nachricht vom 12. Februar 2019

„Leih Dir einen Juden“ - Frauenkreis nimmt an Präventionsaktion der jüdischen Menorah-Gemeinde in Bremerhaven teil

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Sandstedt. „Leih Dir einen Juden“ - so lautet der Titel einer Präventionsaktion der jüdischen Menorah-Gemeinde in Bremerhaven. Der Frauenkreis der Kirchengemeinde Sandstedt nahm das Angebot an: Die „Kirchenweiber“ trafen sich in der Villa Schocken in Bremerhaven mit gleich zwei Mitgliedern der jüdischen Gemeinde: mit dem Vorsitzenden Mircea Ionescu und seinem Stellvertreter Leonid Boguslavski.

Die Menorah-Gemeinde möchte durch dieses Projekt einen Austausch mit nichtjüdischen Bremerhavenern schaffen und ihnen Wissen über das Judentum vermitteln. Und so startete der Besuch mit einem Rückblick auf die leidvolle Geschichte der jüdischen Familie Schocken während der Zeit des Nationalsozialismus‘.

Die „Kirchenweiber“ erfuhren im Anschluss, dass es in Bremerhaven eine orthodoxe jüdische Gemeinde gibt, die ihre Synagoge am Kleinen Blink hat, und seit 2016 außerdem die liberale jüdische Menorah-Gemeinde. Ionescu und Boguslavski berichteten von den Geboten, die sie als Juden einhalten, erklärten, was koscher für sie bedeutet und wie und wo sie ihre Feste feiern. Jüdisches Leben gibt es in der Seestadt erst wieder seit den 1980er Jahren. Zu Beginn der 1990er Jahre kamen viele Juden als Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland, so dass die bis dahin kleinen Gemeinden großen Zuwachs verzeichneten.

Auch das Thema des wieder aufkeimenden Antisemitismus wurde in dem Gespräch aufgegriffen. Ein Thema, das den „Kirchenweibern“ sehr am Herzen liegt. So setzten sich die Sandstedterinnen 2004 in der Vorbereitung einer Wanderausstellung über das Verhältnis von Juden und Christen intensiv mit der Lebensgeschichte der jüdischen Mitbürger von Sandstedt auseinander. Die Folge ihrer Spurensuche führte dazu, dass in Sandstedt „Stolpersteine“ durch den Kölner Bildhauer Gunter Demnig verlegt wurden.

Ionescu und Boguslavski betonten, dass es ihnen sehr wichtig sei, Vorbehalte gegenüber Juden auszuräumen und das Miteinander zu fordern und zu fördern. Es wurde deutlich, dass das Land Bremen und die Stadt Bremerhaven sehr weltoffen sind und große Unterstützung sowohl für die jüdischen Gemeinden als auch für andere Religionsgemeinschaften geben. Ein runder Tisch, an dem verschiedene Religionsgemeinschaften Bremerhavens zusammen kommen, sei zum Beispiel ein Aushängeschild für den interreligiösen Dialog an der Wesermündung.

„Herrn Ionescus Überzeugung, bei Konflikten besser den Dialog als die Konfrontation zu suchen, hat mich sehr beeindruckt. Ich hoffe, dass es ihm gelingt, wenigstens den einen oder andern dazu zu bewegen, seinen Blickwinkel zu überdenken“, sagt Inge Hegemann aus Wurthfleth.

Und so wollen es die „Kirchenweiber“ auch nicht bei dieser einmaligen „Leih-Aktion“ belassen. Sie hoffen auf einen Gegenbesuch Weser abwärts in Sandstedt.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Wesermünde