"Christ zu sein und antisemitische, menschenverachtende und rassistische Äußerungen schließen sich aus."

Nachricht 19. September 2018
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Landesbischof Ralf Meister. Bild: Jens Schulze

Hannover/Osnabrück. Christ zu sein und Mitglied der AfD schließt sich nicht automatisch aus, sagte Landesbischof Meister im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Was nicht funktioniert, ist, Christ zu sein und sich antisemitisch, menschenverachtend, ausgrenzend, rassistisch zu äußern oder andere Menschen öffentlich und in Online-Netzwerken zu beleidigen.“ Das entspreche nicht dem geistlichen Auftrag eines Christen. „Diese Haltung unterstelle ich aber nicht allen AfD-Mitgliedern“, sagte er.

Klar sei aber auch: „Wer AfD-Mitglied ist, fördert Positionen, die zu rechtsradikalen Wertverschiebungen führen.“ Er ermuntere Gemeinden, offener über Haltungen und politische Bindungen zu sprechen, erklärte der Landesbischof.

Meister forderte, radikale Haltungen, die etwa in Chemnitz und Köthen zum Ausdruck gebracht worden waren, scharf zu verurteilen. „Auf der anderen Seite bin ich sehr behutsam zu sagen: Mit denen reden wir nicht.“ Auch um diese Menschen, die momentan nicht mehr dazu gehörten, müsse man sich kümmern. „Selbst wenn sie sagen: Lass mich in Ruhe. Es befreit uns keiner von der Verantwortung, sie im Blick zu behalten.“

Neue Osnabrücker Zeitung/Pressestelle

Landesbischof Ralf Meister schreibt jedem AfD-Mitglied, das sich zugleich als Christ versteht, deutlich in sein Stamm- oder Parteibuch: Als AfD-Mitglied förderst du die rechtsradikalen Positionen! Du förderst, dass antisemitische, menschenverachtende, ausgrenzende und rassistische Äußerungen in der Gesellschaft stärker werden!

Jede Christin und jeder Christ sollte sich sehr gut überlegen, ob er oder sie das will. Aus unserer Sicht kann die Antwort nur eine sein: Nein!“

Für richtig halten wir, dass Landesbischof Meister AfD-Mitgliedern nicht pauschal ihr Christsein absprechen will. An dieser Stelle sollte man gerade nicht pauschalisieren, wie es die Rechtspopulisten oft tun, sondern in eine inhaltliche Auseinandersetzung einsteigen.

Diskutieren kann man aus unserer Sicht den Bezug auf das „geltende Recht“, denn Christsein kennt noch andere Maßstäbe als geltendes Recht. Und diese Maßstäbe sind ja vorher schon klar benannt worden.

Lutz Krügener und Jürgen Schnare, Fachleute für Friedensarbeit und Weltanschauungsfragen in der Landeskirche