Startseite Archiv Nachricht vom 15. September 2018

Welterbe-Titel für Orgelbau: Experten hoffen auf Tourismus-Schub

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Weener/Stade. Nachdem der Unesco-Welterbe-Titel für Orgelbau und Orgelmusik am Freitag in Berlin mit der Übergabe der Urkunde gewürdigt wurde, haben Experten aus der Nordseeregion die Bedeutung der Auszeichnung betont. Der Schritt werde dem Orgeltourismus einen Schub verleihen, sagte der Direktor der Orgelakademie "Organeum" im ostfriesischen Weener, Winfried Dahlke.  "Das trägt dazu bei, das Instrument und die Musik noch weiter in die Öffentlichkeit zu tragen."

Der künstlerische Leiter der Orgelakademie in Stade, Martin Böcker, sagte, der Welterbe-Titel als Dachmarke sei ein Zugpferd. "Die Orgelkultur wird damit aus der kirchlichen Nische geholt." Das zuständige Unesco-Komitee hatte im Dezember des vergangenen Jahres auf seiner Sitzung im südkoreanischen Jeju entschieden, Orgelbau und Orgelmusik in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Am Freitag wurde bei einem Festakt in Berlin im "Haus des Handwerks" eine entsprechende Urkunde an Verbände von Orgelfreunden, Orgelsachverständigen und Musikinstrumentenbauern übergeben.

Die Nordseeküste gehört zu den weltweit bedeutendsten Orgellandschaften. In der Region gibt es eine Vielzahl historischer Instrumente, die noch in Betrieb sind. Mit Konzerten, Exkursionen und Aktionen für spezielle Zielgruppen wie Familien und Jugendliche versuchen die Orgelakademien in Weener und in Stade, der Öffentlichkeit die "Königin der Instrumente" nahe zu bringen.

Der Weltnaturerbe-Status für das Wattenmeer habe in der Region bereits eine Menge in Gang gebracht, sagte Dahlke. Das werde mit Blick auf die Orgel als immateriellem Welterbe voraussichtlich auch passieren. "Die Orgelmusik ist Ausdruck einer autonomen Kunst, die die Menschen berührt", betonte der Experte, der auch Landeskirchenmusikdirektor der Evangelisch-reformierten Kirche ist. Um weitere Zielgruppen zu erreichen, müssten allerdings auch neue Wege beschritten und neue Veranstaltungs-Formate gestaltet werden, ergänzte Böcker.

Die Orgel wurde vor mehr als 2.000 Jahren in Ägypten erfunden und gelangte über Byzanz nach Europa. Deutschland zählt heute weltweit zu den wichtigsten Ländern für Orgelbau und Orgelmusik. Demnach gibt es bundesweit derzeit rund 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe mit mehr als 2.800 Mitarbeitern sowie Zehntausende haupt- und ehrenamtliche Organisten. Über 50.000 Orgeln sind im Einsatz.

Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, sagte, Orgelbau und Orgelspiel hätten in Deutschland eine große, über Generationen gepflegte und weltweit beachtete Tradition. "Viele deutsche Orgelbaubetriebe errichteten in Kirchen und Konzerthäusern der ganzen Welt mit großem Können wunderbare Orgeln." Böhmer sieht die Orgel als kosmopolitisches Instrument: "Orgelbau und Orgelspiel sind in vielen Ländern zu Hause."

 

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen