Startseite Archiv Nachricht vom 05. August 2018

"Es ist unsere Pflicht, anderen Menschen zu helfen"

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Hannover. Am Mittwoch (8.8.2018) wird im Kino am Raschplatz um 18 Uhr die Dokumentation "Iuventa" über das Rettungschiff der Initiative "Jugend rettet" gezeigt. -Jonas Buja (26) war im Mai und Juni 2017 als Kapitän an Bord, der „Iuventa“. Schon 2016 ist er als Erster Offizier dabei gewesen. Derzeit ist Buja Offizier auf einem Gastanker. Nach der Filmvorführung in Hannover diskutieren er und Landesbischof Ralf Meister mit dem Publikum. Buja ist Kirchenvorsteher in der Marienkirchengemeinde Hotland (Sprengel Ostfriesland-Ems).

Herr Buja, welche Szene aus dem Film ist für Sie die wichtigste?

Jonas Buja: Der Film zeigt viele sehr intensive Momente. Sehr eindringlich ist für mich die Szene, in der wir zwei Leichen auf ein anderes Rettungsschiff bringen. Eine davon habe ich vorher selbst mit an Deck getragen. In dem Moment habe ich gedacht: „Was soll das hier eigentlich?“ Und dann habe ich mich umgedreht und in das lächelnde Gesicht eines Geretteten gesehen. Das war die Antwort.

Leichen zu tragen ist ja nichts Alltägliches. Belasten Sie Ihre Erlebnisse?

Ich bin für das Elend etwas abgestumpft, ich habe davon in fünf Missionen viel gesehen. Mir hilft, dass ich gut über meine Erlebnisse reden kann. An Bord und auch mit Freunden zu Hause. Ich kann loslassen.

Es gibt Menschen die sagen, die Flüchtlinge würden sich gar nicht aufs Mittelmeer wagen, wenn es die privaten Rettungsschiffe nicht gäbe. Was denken Sie?

Es war schon immer klar, dass das nicht stimmt. Und jetzt, wo keine zivilen Rettungsschiffe im Einsatz sind, wissen wir es mit trauriger Gewissheit. Die Leute kommen trotzdem. Und der Juli war der Monat, in dem seit langem am meisten Menschen ertrunken sind. Die Leute kommen ja nicht, weil das Wetter hier so schön ist, sondern weil sie ihre Kinder in Afrika nicht satt kriegen oder weil sie verfolgt werden.

Wieso haben Sie sich entschieden auf ein Rettungsschiff zu gehen? Hat Ihr Glaube da eine Rolle gespielt?

Ja, wir sind alle von Gott geschaffen. Als Christen ist es unsere Pflicht, anderen Menschen zu helfen, Hautfarbe oder Religion spielen da keine Rolle. Ich wollte schon lange bei humanitären Projekten mitmachen, aber als Schüler und Student geht das nicht. Nach dem Studium hatte ich aber eine Lücke. Und es wurde gerade nach meinem „Typ“, also nach Nautikern, verlangt.

Wenn Sie sich bei einem anderen Arbeitgeber bewerben, wird die Iuventa im Lebenslauf dann schaden oder nützen?

Dafür muss ich mich nicht schämen. Das würde ich auf keinen Fall rauslassen.

Italienische Behörden haben die Iuventa vor einem Jahr an die Kette gelegt, könnte sie überhaupt noch auslaufen?

Schwer zu sagen, das wird vor allem vom Zustand der Maschine abhängen. „Jugend rettet“ darf derzeit nicht aufs Schiff. Aber die „Iuventa“ schwimmt!

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