Generalkonvent des Sprengels Hannover

Hannover. Die evangelische Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr hat die Kirche zu Experimenten ermutigt. Pastorinnen und Pastoren sollten etwa im Gottesdienst ruhig neue Formen ausprobieren, sagte Bahr am Mittwoch in Hannover am Rande des Generalkonventes des evangelisch-lutherischen Kirchensprengels Hannover. Dabei dürfe auch einmal etwas schiefgehen. Es sei legitim, "sich von toten Pferden zu verabschieden und mal auf ein neues Pony zu steigen", sagte die promovierte Theologin. Die Kirche sei zwar Expertin für Abschiede, hänge aber möglicherweise immer noch zu sehr an Dingen, "die wir nicht mit Herzblut machen, sondern nur, weil man es eben so macht".

Bei dem Konvent, einer Art Vollversammlung der Pastorinnen und Pastoren im Sprengel, tauschten sich rund 320 Theologen in der Marktkirche über das Thema "Die Zukunft der Kirche" aus. Bahr plädierte für eine Vielfalt von Formen. Mancher lasse sich in der Kirche von einem "Popkantor" ansprechen, andere von einer lutherischen deutschen Messe mit traditioneller Liturgie. "Die Zeit, wo man alte Musik gegen neue ausgespielt hat und freie Predigtstile gegen manuskriptbegeisterte Lehrpredigten, ist vorbei."

Die Regionalbischöfin plädierte zugleich dafür, auf Mitglieder zuzugehen, die sich bislang nur sporadisch am Gemeindeleben beteiligten. "Es gibt ganz viele Mitglieder, die sich durchaus etwas von der Kirche erhoffen, aber möglicherweise nur in ganz besonderen Momenten ihres Lebens", sagte Bahr mit Blick auf Taufen, Trauungen oder Beerdigungen. Auch diese Menschen seien Teil der Kirche und wichtig für die Gemeinden.

Bahr warnte vor einer "Verwohnzimmerung" des Glaubens, bei der es sich Christen in ihrem Gemeindehaus gemütlich machten, statt nach draußen zu gehen. "Alle in der Kirche müssen heraus aus ihren Komfortzonen." Gottesdienste müssten so gestaltet sein, dass auch Nachbarn oder Arbeitskollegen gern dorthin mitkämen.

Der Sprengel Hannover ist einer von sechs Kirchenbezirken der hannoverschen Landeskirche. Er umfasst rund 220 Gemeinden zwischen der Region Hannover und Nienburg mit insgesamt etwa 550.000 Mitgliedern und rund 440 Pastorinnen und Pastoren. Bahr leitet den Sprengel seit Anfang 2017.