Startseite Archiv Nachricht vom 20. April 2018

Theologe fordert Dialogbeauftragte für Schulen

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Hannover/Osnabrück. Der Vorsitzende des Vereins "Haus der Religionen" in Hannover, Wolfgang Reinbold, sieht den wachsenden Antisemitismus in Deutschland unter Einheimischen wie Zugewanderten mit großer Sorge. "Das ist ein großes Problem, das angegangen werden muss", sagte der evangelische Theologe am Donnerstag dem epd vor dem Hintergrund einer Attacke auf einen Kippa tragenden Mann in Berlin. Zwar existierten zahlreiche Initiativen wie etwa das bundesweit einmalige Haus der Religionen, die den interreligiösen Dialog fördern sollten. Aber vieles werde ehrenamtlich geleistet. "Wenn wir da etwas erreichen wollen, müssen wir über Geld reden."

Reinbold plädierte dafür, nicht alle Last auf die Schulen abzuwälzen, sondern sie durch Schaffung geeigneter Strukturen zu unterstützen. So könne man an den Schulen etwa Dialogbeauftragte einstellen oder zumindest einen Pool hauptamtlicher Fachkräfte bilden, die Schulen bei Bedarf anfragen können. "Und der Bedarf ist riesig. Das kann man nicht mit Ehrenamtlichen leisen", betonte der Vereinsvorsitzende. Gerade habe er mit einer Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern eine Moschee besucht. Danach sei sofort die Bitte geäußert worden, die Gastgeberinnen mögen doch bitte in die Schulen kommen, um dort über ihren Glauben und das Verhältnis von Juden, Christen und Muslimen zu sprechen.

Zwei junge Männer mit Kippa waren am Dienstagabend im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg von einem Arabisch sprechenden Mann antisemitisch beleidigt und mit einem Gürtel geschlagen worden. Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Thomas Oppermann (SPD), hat daraufhin die Kultusminister der Länder aufgefordert, das Thema Antisemitismus zum Gegenstand des Schulunterrichts zu machen. "Viele arabische Jugendliche wachsen in einer antiisraelischen Grundstimmung auf und Rechtsextreme relativieren den Holocaust", sagte Oppermann der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Er sehe es daher als einen zentralen Auftrag aller Bildungsinstitutionen an, gegen Rassismus und Antisemitismus zu immunisieren.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Information: Das Haus der Religionen

Im Haus der Religionen setzen sich Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten und Bahai für ein friedliches Miteinander und ein besseres gegenseitiges Kennenlernen ein. Das Zentrum wurde 2005 gegründet. Es wird geleitet vom "Rat der Religionen", der gemeinsamen Vertretung der Glaubensgemeinschaften in Hannover.

Derzeit wird das Zentrum um einen großen Veranstaltungsraum, einen Gruppenraum für die Arbeit mit Schulklassen sowie einen Dialograum erweitert. Zudem soll die Dauerausstellung erneuert und multimedial ausgebaut werde, so dass etwa eine Moschee oder ein Hindutempel virtuell betreten werden können.