Startseite Archiv Nachricht vom 28. Januar 2018

Botschaft aus der Vergangenheit - Zeitkapsel in Osteroder Marienkirche geöffnet

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Osterode. Die Stadt Osterode wächst, allerorten entstehen neue Wohnsiedlungen und auch Kirchen werden eingeweiht oder neu gebaut. Diese Zeiten gehören inzwischen der Vergangenheit an. Für Pastor Johannes Schäfer gehörte es allerdings zu dem, was er 1965 für die Nachwelt festhalten wollte. Bei der damaligen Renovierung der St. Marienkirche verfasste er eine Betrachtung der damaligen Zeit, die in einer Dokumentenkapsel aufbewahrt wurde. Diese Zeitkapsel wurde jetzt geöffnet.

In Kirchen ist es üblich, dass bei jeder Renovierung eine solche Zeitkapsel in die Kirchturmspitze eingebaut wird, erläutert Pastor Michael Bohnert. Das wird auch bei der aktuellen Renovierung der Fall sein. Zuvor werden aber die vorherigen Kapseln geöffnet und ihr Inhalt gesichtet. Auf der Spitze von St. Marien direkt unterhalb der Wetterfahne befanden sich zum einen besagte Kapsel von  1965 und eine weitere aus dem Jahr 1820.

Die ältere der beiden ist mit Zinkblech ummantelt, die jüngere eine ziemlich schmucklose Plastikröhre. Seinen Inhalt gab das Paket aus der Vergangenheit dennoch nicht so leicht preis. Mit vereinten Kräften und verschiedenen Werkzeugen musste ihm zu Leibe gerückt werden, bevor die darin enthaltenen Schätze doch noch zutage traten. Einige D-Mark-Münzen waren enthalten, eine Ausgabe des Osteroder Kreisanzeigers, ein kirchliches Monatsblatt und einige weitere Dokumente, darunter besagter Text des damaligen Pastors Schäfer.

Michael Bohnert verlas den anwesenden Mitgliedern des Kirchenvorstands diesen Brief und hatte mit einem Mal sehr gespannte Zuhörer. Natürlich ging es um die damalige Kirchenrenovierung, doch der Pastor erinnerte auch an die beiden Weltkriege und die Zeit des Wiederaufbaus in Deutschland sowie in Osterode. Der Marienaltar wurde restauriert, schrieb er und eben einige Zeilen über das Wachstum der Stadt. All das scheint heute sehr weit weg, waren sich alle Anwesenden einig, beinahe länger als 53 Jahre.

Doch Pastor Schäfer formulierte auch Sätze, die durchaus aktuell klingen. „Es scheint, dass die Technisierung die Menschen überheblich und gottlos macht“, schrieb er. Zudem erwähnte er den Hunger in der Welt, der aufgrund von „Gewinnsucht“ einiger für viele immer größer werde. Solche Worte ließen dann doch innehalten und machten nachdenklich.

Nachgedacht wird auch noch über die Frage, womit denn die neue Zeitkapsel aus dem Jahr 2018 gefüllt wird. Ein paar Euromünzen kommen sicherlich mit hinein, ebenso Zeitungsartikel dieser Öffnung und zudem die Namen aller Spender für die neue Wetterfahne. Die jedoch stehen bis jetzt noch nicht fest, denn es kann noch gespendet werden.

Als letztes Rätsel blieb nun der Inhalt der älteren Dokumentenkapsel. Zwar waren Pastor Bohnert und die Kirchenvorstandsmitglieder äußerst gespannt, doch beschlossen sie kurzerhand, dass der erste Blick in diese Kapsel nicht im kleinen Kreis, sondern öffentlich im Gottesdienst geschehen soll. „Wahrscheinlich lassen wir uns vorher noch genau erklären, wie man sie aufmacht, damit es nicht wieder so lange dauert“, scherzte Bohnert. Am 18. Februar jedoch darf dann die Gemeinde und jeder Interessierte die Gelegenheit haben, an diesem Blick in die Vergangenheit teilhaben.

 

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land