Startseite Archiv Nachricht vom 20. Dezember 2017

Weiter Diskussionen um Weihnachtsfeier an Lüneburger Schule - Kultusministerium sieht kein grundsätzliches Problem mit christlichem Liedgut

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Lüneburg/Hannover. Medienberichte über die Streichung einer verpflichtenden Weihnachtsfeier an dem Lüneburger Gymnasium Johanneum sorgen in Niedersachsen weiter für Diskussionen. Der Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums, Sebastian Schumacher, sagte am Mittwoch in Hannover: "Aus aktuellem Anlass möchte ich sehr deutlich klarstellen, dass Weihnachtsfeiern und auch christliche Weihnachtslieder selbstverständlich Teil von Schulen sind in der Vorweihnachtszeit." Dies gelte auch für den Musikunterricht.

Der NDR hatte am Dienstag berichtet, dass am Johanneum die Weihnachtsfeier in diesem Jahr auf den Nachmittag verlegt worden und die Teilnahme freiwillig sei. Demnach habe sich im vergangenen Jahr eine muslimische Schülerin darüber beschwert, dass die christlichen Lieder nicht mit ihrem Glauben vereinbar seien.

Die Schulleitung wollte dies am Dienstagmittag auf Anfrage des epd zunächst nicht kommentieren. Erst am Abend dementierte Schulleiter Friedrich Suhr dann in einer Pressemitteilung die Mediendarstellungen über die Absage der Feier. Eine Feier für die Mittelstufe falle in diesem Jahr lediglich aufgrund eines Personalwechsels im Kollegium aus. "Hier liegt keine grundsätzliche Entscheidung über eine Abschaffung vor."

Suhr zufolge hatte sich die Schülerin im Musikunterricht beschwert, "als eine Lehrkraft das Singen von Weihnachtsliedern ansetzen wollte". Daraufhin habe er "um eine sensible Handhabung im Pflichtunterricht" und bei Weihnachtsfeiern gebeten, schreibt der Schulleiter. Die "Lüneburger Landeszeitung", die zuerst über den Fall berichtet hatte, zitierte Suhr mit den Worten: Es könnten im verpflichtenden Unterricht zwar Lieder wie das vom "Red Nosed Reindeer" gesungen werden, jedoch keine eindeutig christlichen Weisen.

Ministeriumssprecher Schumacher sagte, der Lüneburger Fall zeige kein grundsätzliches Problem auf. "Da hat sich aus einer ganz trockenen Pfütze eine Welle entwickelt." Es gebe an den fast 3.000 allgemeinbildende Schulen keine Anzeichen für Probleme bei der Ausgestaltung der Aktivitäten in der Vorweihnachtszeit. Das Singen von weihnachtlichem Liedgut stehe "überhaupt nicht infrage".

Laut Landesschulbehörde können Schulen frei entscheiden, ob und in welchem Umfang sie eine Weihnachtsfeier während der Unterrichtszeit anbieten. Grundsätzlich gebe es kaum Berichte über daraus resultierende Glaubenskonflikte, sagte Sprecherin Bianca Schöneich. "Wir raten den Schulen allerdings dazu, dass mit glaubensbezogenen Inhalten maßvoll umgegangen werden soll", betonte sie. "Eine Weihnachtsfeier sollte nicht den Charakter eines Gottesdienstes haben."

Die hannoversche Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track sagte dem epd, die Überlegungen von Schulen müssten ernst genommen werden, beispielsweise Weihnachtsfeiern angesichts ihrer nicht-christlichen Lehrer und Schüler eher "besinnliches Zusammensein" zu nennen. Allerdings dürfe die Antwort nicht der Verzicht auf Weihnachtsfeiern oder traditionelles Liedgut sein.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Christine Schmid, Superintendentin des Ev.-luth. Kirchenkreises Lüneburg erinnert an den Wert christlicher Traditionen

„Gerade zu Weihnachten liegt es doch auf der Hand, allen Kindern und Jugendlichen die Inhalte des Festes bekannt zu machen, über Traditionen zu reden und sie auch aktiv kennen zu lernen. Es geht nicht um Mission dabei, sondern um ein bewusstes Verhältnis zum Kern des Festes. Advents- und Weihnachtslieder bringen wichtige Themen wie Hoffnung und Frieden, Lebenssinn und Freude zur Sprache. Ohne sie wird aus Weihnachten nur noch ein allgemeines „Winterfest“. Gerade in unseren Tagen ist aber mehr nötig: Ein Fest, dass nicht nur „Klingeling“ ist, sondern eine Aussage zum guten Leben macht. Es tut auch unserem Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft  gut, religiöse Traditionen zu kennen und ihren Beitrag zu Sinn und Orientierung aufzunehmen. Selbstbewusstsein und Toleranz sind dabei keine Gegensätze. Im Gegenteil: Nur wer seine Position ausdrückt und lebt, kann auch interreligiös im Dialog sein“.

Dies ist  eine der guten Erfahrungen, die Christine Schmid in der Lüneburger “Teerunde der Religionen“ macht: „Hier treffen wir uns regelmäßig zum Austausch und interessieren wir uns für die Feste und Glaubensinhalte der jeweils anderen Religion. Nicht durch das Verdrängen religiöser Fragen aus dem öffentlichen Raum, sondern das bewusste und tolerante Umgehen mit ihnen wächst  die Grundlage für ein friedliches Miteinander in der offenen Gesellschaft.“ 

„Darum gehört Religion als Schulfach und Teil unserer Kultur auch an die öffentliche Schule und hat gemäß des niedersächsischen Schulgesetzes seinen festen Platz. Ich kann nur alle Religionslehrer und -lehrerinnen ermutigen, mit ihren Schülerinnen und Schülern intensiv christliche Themen zu behandeln und Schulandachten und Gottesdienste zu feiern. In großer Freiheit, aber auch mit klaren christlichen Profil und der Überzeugung, dass wir damit den Schülerinnen und Schülern Gutes für ihr Leben anbieten können.

Besonders zu Weihnachten haben Eltern, Großeltern, Paten und Freunde viel Gelegenheit, Kindern mit christlichen Liedern und Geschichten ein gutes Fundament für ihr Leben mitzugeben.“