Startseite Archiv Nachricht vom 20. September 2017

"Klar und unaufgeregt" - Regionalbischof Klahr verabschiedete Superintendent Klemenz

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Leer/Emden. Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr entpflichtete Burghard Klemenz (64) am 17. September in einem Festgottesdienst in der Lutherkirche in Leer von allen Aufgaben eines Superintendenten und verabschiedete ihn in den Ruhestand. Auf eigenen Wunsch ging Klemenz vorzeitig in den Ruhestand, auch als Pastor der Ersten Pfarrstelle der Lutherkirchengemeinde Leer. In dieser Gemeinde war Klemenz mit einem Viertel seines Stellenanteils beschäftigt.

Klahr dankte ihm für die 16 Jahre, die er zunächst als Superintendent des Kirchenkreises Leer und seit 2013 des Kirchenkreises Emden-Leer tätig war. „Ich werde sie in der Runde der Superintendenten unseres Sprengels vermissen: Ihren klaren Blick auf die Dinge und Ihre unaufgeregte Art! Sie haben komplizierte Sachverhalte stets klar auf den Punkt gebracht“, sagte Klahr. Superintendent Klemenz habe es am Herzen gelegen, das Evangelium von Jesus Christus in einer zeitgemäßen Sprache und intellektueller Redlichkeit zu verkündigen. Der Regionalbischof hob die theologische Kompetenz des Superintendenten hervor, dessen Liebe zur und Freude an der Theologie und auch die Offenheit für Neues.

Die Kulturarbeit zu fördern, sei Klemenz stets ein Anliegen gewesen. Die vielfältigen Aufgaben eines Superintendenten habe er zielorientiert wahrgenommen, sei es die Gründung eines Kindertagesstättenverbandes mit 16 Kindertagesstätten, fünf Krippen und über 300 Mitarbeitern, sei es die Fusion zweier Kirchenkreise mit 26 Kirchengemeinden und 54.000 Gemeindegliedern oder die Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender oder Beisitzer mehrerer Gremien.

Klahr dankte ebenfalls Christine Klemenz, dass sie gemeinsam mit ihrem Sohn Lukas ihren Mann im Dienst unterstützt habe, und überreichte ihr einen Blumenstrauß.

In seiner letzten Predigt als Superintendent sprach Klemenz über seinen Trauspruch: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ „Dieser Vers aus dem Hebräerbrief beschreibt ein Hoffnungsbild auf das himmlische Jerusalem, zu dem wir unterwegs sind. Dazu gehören auch die Bilder vom Paradies und vom gelobten Land“, so Klemenz. Diese biblischen Hoffnungsbilder hätten zu Beginn seiner pastoralen Tätigkeit in den achtziger Jahren noch politisches Potential gehabt in den Diskussionen um die Nachrüstung oder im Aufbruch zu mehr Frieden und Gerechtigkeit und zur Bewahrung der Schöpfung. Klemenz beschrieb, wie diese Hoffnungsbilder im Laufe der Jahrzehnte die Kraft politischer Utopien verloren hätten, aber dennoch aktuell blieben. Dies zeigte Klemenz beispielhaft an der Geschichte des 15-jährigen Flüchtlings Mohammed aus Somalia auf.

Der Bibelvers wolle Christen ermutigen, nicht aufzugeben auf dem Weg zum himmlischen Jerusalem, einer Stadt, in der das Leiden endet und Tränen getrocknet werden.

Auf dem Weg in die Lutherkirche begleiteten Klemenz der Kirchenvorstand der Lutherkirchengemeinde, der Kirchenkreisvorstand, die Pastorinnen und Pastoren des Kirchenkreises und die Superintendenten des Sprengels Ostfriesland-Ems mit Landessuperintendent Dr. Klahr. Das Bläserensemble um Landesposaunenwart Hajo Bunger, „Akzente Brass“, gestaltete gemeinsam mit dem Heinrich-Schütz-Chor unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Joachim Gehrold, der auch die Orgel spielte, den Gottesdienst musikalisch. Neben Superintendent Klemenz und Landessuperintendent Dr. Klahr waren Pastorin Brigitte Pahlke und Daniel Alldag vom Kirchenvorstand weitere Liturgen im Gottesdienst.

Durch den anschließenden Empfang im Lutherhaus führte Martin Kaminski, der als Fundraiser und in der Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises tätig ist. Anstelle von Grußworten führte Kaminski durch vier Talkrunden, in denen sich die Kirchengemeinde, der Kirchenkreis, die Ökumene und Politik Leers und der Kollegenkreis der Superintendenten verabschieden konnten.

Bürgermeisterin Beatrix Kuhl sagte: „Es ist wichtig, dass eine Stadt Kirchenvertreter hat, die das christliche Weltbild vertreten“, und betonte, dass Klemenz sich eingemischt habe in gesellschaftspolitische Fragestellungen der Stadt, seien es die Sonntagsöffnungszeiten oder der Umgang mit den Flüchtlingen.

„Wir haben viele Projekte auf den Weg gebracht“, sagte Landrat Matthias Groote, der mit Superintendent Klemenz gut ein Jahr in Leer gemeinsam verbrachte. Kirchen in Ostfriesland seien wichtige Träger vieler Projekte.

Das Schlusswort hatte die Mutter von Burghard Klemenz, Johanna Klemenz (95). Sie erzählte, dass sie ihrem Sohn vor 63 Jahren aus der Kinderbibel vorgelesen habe, und er alle Geschichten zum Schulbeginn kannte. Schon früh stand er auf einem Stuhl und predigte. „Der wird mal Pastor“, wurde von ihrem Sohn schon in frühester Kindheit gesagt. Am 16. September 1984 dann sei er in das Amt eines Pastoren eingeführt worden. Dieser Tag aber wurde zu einem traurigen Tag, weil morgens sein Vater starb. „Nun ist die Zeit im Pastorendienst am 17. September 2017 zu Ende. Ich danke Gott, dass ich das alles noch erleben darf!“, sagte Johanna Klemenz.

Burghard Klemenz stammt aus Hage in Ostfriesland, studierte von 1974 bis 1980 Evangelische Theologie in Göttingen, absolvierte sein Vikariat in Bremerhaven und Rotenburg/Wümme, war ab 1984 Pastor in Haselünne im Emsland und ab 1989 Pastor in Wallenhorst bei Osnabrück. Im August 2001 wurde er Superintendent des Kirchenkreises Leer und Pastor an der Ersten Pfarrstelle der Lutherkirchengemeinde Leer.

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Ostfriesland-Ems