Startseite Archiv Nachricht vom 26. Juli 2017

Autokonzern-Mitarbeiter nicht verurteilen

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Wolfsburg. Angesichts der Kartell-Vorwürfe gegen fünf deutsche Automobil-Konzerne mahnt der Wolfsburger Industriepfarrer Peer-Detlev Schladebusch, die Mitarbeiter nicht vorschnell zu verurteilen. "Die meisten, die da arbeiten, haben die Fehler nicht gemacht", sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Insbesondere die Angestellten von Volkswagen mit Hauptsitz in Wolfsburg litten schon seit Beginn des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren vor fast zwei Jahren unter der hohen medialen Aufmerksamkeit. Viele Mitarbeiter seien verunsichert und sorgten sich um ihre Arbeitsplätze.

Medienberichten zufolge sollen sich die Unternehmen Audi, BMW, Daimler, Porsche und Volkswagen untereinander über Technik, Kosten, Zulieferer und die Abgasreinigung von Dieselfahrzeugen abgesprochen und so den Wettbewerb außer Kraft gesetzt haben. VW erstattete im Juli 2016 Selbstanzeige, um keine Geldstrafe zahlen zu müssen. Daimler soll sich sogar deutlich früher an die Wettbewerbs-Behörden gewandt haben.

Schladebusch befürchtet, dass die Kartell-Vorwürfe den Spott gegen die VW-Mitarbeiter wieder anfeuern. "Das ist keine schöne Situation." Die Mitarbeiter wünschten sich eine schnelle Aufklärung und dass die Schuldigen die Verantwortung übernähmen. Stammtischsprüche wie "Ich kaufe nie mehr einen VW" seien in dieser Situation wenig hilfreich und schadeten denen, die ihre Arbeit gewissenhaft leisteten.

Geheime Absprachen und Kartelle gebe es leider auch in anderen Branchen der Wirtschaft immer wieder, sagte der Pastor. "Wo steigende Rendite-Forderungen eine Rolle spielen, stellt kühle Strategie die Ethik oft hinten an." Dabei hätten viele Menschen eine große Sehnsucht, verantwortungsvoll zu handeln. Dies stelle er etwa in den Gebetskreisen großer Konzerne fest, darunter VW, Daimler, BMW, Opel, Audi, Porsche oder Bosch.

Schladebusch ist Sprecher der Initiative "Christen in der Automobilindustrie" (CAI), die die Gebetskreise vereint. In den Gebetsrunden werde für persönliche Anliegen gebetet, aber auch für die Lösung von Konflikten im Unternehmen oder für die Vorstände. Die Gebetskreise funktionierten auch als Netzwerk und seien eine Art "Gütezeichen" für die Unternehmen: "Die Forscher, Ingenieure oder Fließbandarbeiter geben einander Mut, eigenverantwortlich zu handeln."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen