Startseite Archiv Nachricht vom 18. März 2017

Landeskirche sucht Gespräche mit "Wutbürgern"

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Hannover. Die hannoversche Landeskirche will bei ihrem Engagement gegen Rechtspopulismus gezielt mit Menschen in Kontakt kommen, die sich im Zuge der Flüchtlingskrise abgehängt fühlen. Beim Projekt "Dialogforen" würden in den Kirchenkreisen zwischen Hann. Münden und Cuxhaven ab sofort unterschiedliche Gesprächsformate wie offene Sprechstunden oder Diskussionsrunden im Ratssaal angeboten, sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister am Freitag in Hannover. Es sei wichtig, konkrete Probleme anzusprechen, etwa wenn sich Menschen durch rauchende Flüchtlinge auf dem Nachbarbalkon gestört fühlten, und gezielt nach Lösungen zu suchen.

Bei einem Treffen mit Vertretern der Landeskirche betonte der ARD-Hauptstadtkorrespondent Arnd Henze die Bedeutung der Kirche als Akteurin in der Zivilgesellschaft: "Die Demokratie ist existenziell gefährdet, alle Kräfte der Gesellschaft müssen sie jetzt verteidigen." Die Kirchen hätten die Räume und Netzwerke, um in den einzelnen Orten zu identifizieren, warum Menschen sich vernachlässigt fühlten und zu "Wutbürgern" würden.

Der Chefredakteur der "Herder Korrespondenz", Volker Resing, wies daraufhin, dass Parteien und Bewegungen wie die AfD und "Pegida" die Religion zu einem Thema machten, wenn sie etwa von der "Islamisierung des Abendlandes" sprächen. "Die Kirche darf nicht bei einer Krisendiagnose stehenbleiben, sondern muss zur Verteidigerin werden." Dazu gehöre es, mit allen zu reden und selbstbewusst eigene Positionen einer pluralen Gesellschaft zu vertreten. Die Gesellschaft müsse aber auch lernen, andere Meinungen auszuhalten.

Die Landeskirche hatte die Experten zu einem Planungstreffen zu den "Dialogforen" eingeladen. Dort sollten bisherige Erfahrungen mit rechtspopulistischen Bewegungen ausgetauscht und Gesprächsformate geplant werden. Der Koordinator der "Dialogforen", der frühere Northeimer Superintendent Heinz Behrends, nannte das Treffen eine "Geburtsstunde". Die Pastoren seien ermutigt, jetzt anzupacken und loszulegen. Bei Ausdrücken und Vorwürfen wie "Wir sind das Volk" oder "Lügenpresse" sei auch die Theologie gefragt: "Das Evangelium ist die Schwester der Demokratie."

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen