Startseite Archiv Nachricht vom 01. März 2017

"Theologie ignoriert Reformationsjubiläum"

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Göttingen/Berlin. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beklagt eine "grummelige Meckerstimmung" und "Ignoranz" vieler namhafter Theologieprofessoren gegenüber dem 500. Reformations-jubiläum. "In aller Regel haben sich viele relevante theologische Wissenschaftler aus der konstruktiven Diskussion um das Jubiläum abgemeldet, weil sie bei der Kritik an Details stehengeblieben sind", heißt es in einem Beitrag des Vizepräsidenten des EKD-Kirchenamtes, Thies Gundlach, für das Magazin "Zeitzeichen" (Märzausgabe).

Es herrsche in der akademischen Theologie eine "Art besserwisserische Ignoranz" gegenüber den Anliegen von Kirchen, Bund, Ländern und Zivilgesellschaft, fügte Gundlach hinzu: "Es scheint fünfhundert Jahre nach der Thesenveröffentlichung ein tragender Gedanke zu fehlen, eine weiterführende Idee und eine konstruktive Interpretation des Ereignisses."

Aus der zuständigen wissenschaftlichen Theologie komme "weithin ein kontinuierlicher Ton der Missbilligung, der die Gestaltung des Reformationsjubiläums 2017 durch Kirchen und Gesellschaft als Verrat an historischer Exaktheit und theologischer Verantwortung erkennen zu müssen meint", kritisiert der EKD-Theologe weiter. Das 500. Reformationsjubiläum sei "keineswegs eine reine Kirchenparty", sondern ein "gesamtgesellschaftlich bedeutsames Ereignis", hält Gundlach entgegen.

Gundlach wirft der theologischen Wissenschaft vor - darunter hochrangigen akademischen Theologen wie Friedrich Wilhelm Graf (München), Ulrich Körtner (Wien), Thomas Kaufmann (Göttingen) oder Dorothea Wendebourg (Berlin) - die Vorbereitung, beziehungsweise Gestaltung des Jubiläums zu kritisieren, die Kirchenleitungen aber "bei einer gegenwartsbezogenen Interpretation des Jubiläums allein" zu lassen.

"Da bleibt die Frage zurück, was los ist in einer Wissenschaft, die ja im Grunde eine einzigartige Gelegenheit hätte, dieses Jubiläum zu nutzen, um einer distanzierten, vielleicht sogar skeptischen Gesellschaft die eigene Relevanz sichtbar und verständlich zu machen", schreibt Gundlach.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen