Startseite Archiv Nachricht vom 24. Dezember 2016

"Vorschnelle Trostworte können billig wirken"

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Hannover. Der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat mit Blick auf das Attentat in Berlin dazu aufgerufen, das Leiden der Betroffenen mit auszuhalten, auch wenn es keine schnellen Antworten gebe. "Vorschnelle Trostworte können oft als billig empfunden werden", sagte der Theologe in einem gemeinsamen Interview mit der Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann, in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (Samstag).

Im Weiteren kritisierte Bedford-Strohm, dass die Deutschen verlernt hätten, miteinander zu sprechen: "Wir müssen dem Wort seine Würde zurückgeben - und auch den gesellschaftlichen Diskurs wiederherstellen." Der bayerische Landesbischof mahnte, Respekt voreinander zu haben, "indem wir aufeinander hören und auch offen dafür sind, von anderen etwas zu lernen". Das sei die Grundlage der Demokratie, die bewahrt werden müsse.

Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Käßmann verwahrte sich gegen die negative Besetzung des Begriffs "Gutmensch". Die Alternative könne wohl kaum ein "Schlechtmensch" sein. Sie wolle die Welt durchaus verbessern. Käßmann betonte: "Wer meint, hier in Europa das Christentum verteidigen zu müssen und beispielsweise bei Pegida mitmarschiert, muss sich oftmals erst sagen lassen, was das Christentum überhaupt ausmacht."

Die einstige EKD-Ratsvorsitzende rief die Christinnen und Christen dazu auf, sich öfter zu Wort zu melden und Fragen, wie etwa zur Religion und Glaubensüberzeugung, nicht als unangenehm zu empfinden. Niemand solle sich von "Klischees" wie dem Bild von leeren Kirchen, denen volle Moscheen gegenüberstünden, täuschen lassen: "Viele Christen praktizieren ihren Glauben still". Bedford-Strohm forderte die Gläubigen dazu auf, das Gebet wieder öfter in den Alltag zu integrieren: "Wir sollten das Beten wieder neu entdecken".

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen