Startseite Archiv Nachricht vom 23. November 2016

Kritik am Populismus

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Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat den Populismus in der jüngsten Zeit scharf verurteilt. Es sei nicht neu, dass von Populisten viel gelogen werde, sagte der evangelische Theologe am Mittwoch in seinem turnusgemäßen Bericht vor der in Hannover tagenden Landessynode. "Aber so offen und unverschämt, wie von gesellschaftlichen Eliten, übrigens auch den wirtschaftlichen, in den vergangenen Monaten gelogen wurde - das ist ungewohnt in unseren Demokratien."

Es sei vielfach analysiert worden, mit welchen falschen oder verzerrten Positionen Meinungen mobilisiert würden, um damit Zorn oder Hass hervorzurufen. Der Effekt sei immer gleich: Haltungen würden demontiert. "Am längsten ist die Liste der Lügen von Donald Trump", unterstrich der Bischof. Auch während der Debatte um den "Brexit" habe die Wahrheit keine Lobby gehabt.

Viele Menschen wollten keine Zusammenhänge mehr verstehen, die Wahrheit interessiere sie nicht. Persönliche Probleme und Betroffenheiten würden zum Maßstab der Politik. "Eine Stimmung wird geschürt, die Rassismus salonfähig macht, die entwürdigt und verletzt", sagte Meister. Populismus verspreche schnelle Fakten, einfache Lösungen, Durchgreifen, Aufräumen und Durchsetzen: "Er prononciert sich als Volkes Stimme, obwohl er tatsächlich nur für eine Minderheit spricht."

Viele Menschen verstünden die Sprache der institutionellen Eliten nicht und fühlten sich auch von der Sprache der Kirche unverstanden. Sie sähen sich mit ihren Ängsten und Sorgen nicht ausreichend wahrgenommen, betonte der Landesbischof. Das gelte auch für ihre Sehnsucht nach Trost und ihre Hoffnung auf eine bessere Welt.

Für die großen gesellschaftlichen Themen und Konflikte gebe es jedoch weder Patentrezepte noch "richtige Lösungen", hob der Theologe hervor. Angesichts der vielen Interessen und Aspekte brauche es vielmehr Kompromisse und Zwischenlösungen. Außerdem müsse viel deutlicher herausgestellt werden, dass die Werte, die Staat und Kirche verträten, den Bedürfnissen der Menschen "unendlich mehr entsprechen als jede populistische Versprechung".

Für die Kirche bedeute dies konkret, dass mit den Menschen, "die sich bei öffentlichen Veranstaltungen nicht oder nur in Gruppen plakativ äußern", elementare Gespräche gesucht werden müssten. Ein positives Beispiel dafür seien verschiedene Dialogforen, die die Kirche in den vergangenen Monaten angeboten habe und weiter vertiefen wolle, sagte Meister: "Es ist unsere ureigene Aufgabe, das Gespräch mit scharfen Kritikern, mit Suchenden und Sorgenvollen, die den populistischen Stimmen mehr und mehr vertrauen, bewusst zu suchen."

Insa Becker-Wook, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Stadtkirchenverband Hannover