Startseite Archiv Nachricht vom 26. Oktober 2016

Fotojournalist Böwig erhält kirchlichen Kulturpreis

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Hildesheim. Der Fotojournalist Wolf Böwig (52) aus Hannover ist mit dem mit 10.000 Euro dotierten Kulturpreis 2016 der hannoverschen Landeskirche ausgezeichnet worden. Besonders die Vielschichtigkeit von Böwigs Arbeit und die künstlerische Weiterverarbeitung seiner Fotografien auf verschiedenen Ebenen habe die Jury überzeugt, sagte die Jurysprecherin und wissenschaftliche Direktorin der Kunsthalle Emden, Katharina Henkel, am Dienstag in Hildesheim.

Ein mit 5.000 Euro dotierter Kulturförderpreis ging an die in Berlin lebende Autorin Shida Bazyar (28). Sie wurde für ihren Debütroman "Nachts ist es leise in Teheran" geehrt. Die Auszeichnungen sollten den beiden Preisträgern vom Schirmherrn des Wettbewerbs, Landesbischof Ralf Meister, am Dienstagabend in der Hildesheimer evangelischen St. Michaeliskirche übergeben werden.

Meister sagte, die Art und Weise, wie Künstlerinnen und Künstler die Welt zu verstehen und zu deuten versuchten, sei "unglaublich anregend" für die Kirche. Es sei eine sehr lange Entwicklung gewesen, bevor die Kirchen sich in großer Freiheit und Autonomie der Kunst und Kultur hätten öffnen können. "Heute sind wir endlich dabei, das dankbar aufnehmen zu können." Ziel der Auszeichnung sei auch, dass ein Dialog zwischen Kirche, Kunst und Kultur entstehe.

Böwig erhält die Auszeichnung nach Angaben der Jury für seine Dokumentar-Fotos, die er seit fast 30 Jahren in Konfliktregionen wie dem Balkan oder Indonesien aufnimmt. Sie regten zu einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit den Themen Krieg, Gewalt und Flucht an. Mit seinen oft zu Collagen verarbeiteten Bildern nehme er Anteil an den Menschen, die er porträtiere. Der Stuttgarter Fotograf Andreas Langen würdigte als Laudator Böwigs Arbeiten als "mutig und innovativ". Dabei erinnerte er auch an das Risiko des Preisträgers, der seinen Beruf unter Lebensgefahr ausübe.

Die aus Rheinland-Pfalz stammende Autorin Bazyar spannt nach Angaben der Jury in ihrem Roman einen Bogen von der iranischen Revolution im Jahr 1979 bis in die deutsche Gegenwart. Die von der Autorin mit iranischen Wurzeln erzählte Familiengeschichte über Umsturz, Flucht, Integration und deutsche Gegenwart sei von brennender gesellschaftlicher Aktualität. Die Absolventin der Stiftungsuniversität Hildesheim gebe mit ihrem Roman der gegenwärtigen Diskussion über Migration und Integration in Deutschland einen wesentlichen Impuls.

Der Hildesheimer Literaturprofessor Christian Schärf würdigte als Laudator Bazyars Debütroman vor allem für die außergewöhnliche sprachliche Brillanz und Virtuosität. "Die Lektüre ist zwischendurch ein einziges Feuerwerk." Der Kulturpreis wird nach 2010 und 2013 zum dritten Mal vergeben. Insgesamt gab es den Angaben zufolge rund 30 Vorschläge aus Sparten wie Film, Bildende Kunst, Literatur, Musik oder Theater.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen