Startseite Archiv Nachricht vom 11. Oktober 2016

Diakoniepastor wirbt für Toleranz gegenüber Bettlern

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Hannover (epd). Der hannoversche Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes hat mehr Toleranz gegenüber Bettlern in den Innenstädten gefordert. Sogenannte mafiöse Bettlerstrukturen, bei denen zum Beispiel Frauen mit kleinen Kindern im Arm bettelten, empfänden manche Menschen als ärgerlich. "Ärgerlicher aber ist die hohe Quote der Kinderarmut auch in unserer Stadt", sagte der evangelische Pastor am Montag in Hannover. Doch darüber werde kaum gesprochen. Hintergrund seiner Kritik ist ein Zeitungsbericht, demzufolge Hannovers City-Kaufleute ein härteres Vorgehen der Stadtverwaltung gegen organisierte Bettlerbanden forderten.

Müller-Brandes betonte, jeder habe das Recht, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten, wo er möchte. "Das gilt eben genauso für Menschen, die sich nach dem Einkaufen in kein Wohnzimmer zurückziehen können, einfach weil sie keines haben." Forderungen, dass Wohnungslose und andere Bedürftige nicht in der Innenstadt sein sollten, weil sich manche durch sie gestört fühlten, seien unangemessen. "Ich kenne keinen Menschen, der gern bettelt", sagte der Pastor. Es sei harte Arbeit, stundenlang zu sitzen, auf Almosen angewiesen zu sein und manchmal auch noch beschimpft zu werden. "Armut ist Teil unserer Welt, wir müssen ihre Anwesenheit zumindest ertragen."

Das Bettelverbot in Deutschland sei 1974 nach hundertjähriger Dauer abgeschafft worden. "Das ist richtig so", sagte Müller-Brandes. Seitdem urteilten Gerichte, dass die Gesellschaft den Anblick von Armut in ihrer Mitte akzeptieren müsse. Neben den Bettlern gebe es in der City auch junge Frauen, die Werbung verteilten und dabei offensiver vorgingen als die Bettelnden. "Klagen darüber gibt es nicht." Wer unsicher sei, ob eine Spende auf der Straße wirklich helfe, könne viele Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe unterstützen. Dort komme die Spende sicher den Betroffenen zugute und werde auch dringend gebraucht.

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