Startseite Archiv Nachricht vom 16. Juni 2016

Rat des Lutherischen Weltbundes tagt in Wittenberg

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Wittenberg/Hannover – Mit einem festlichen Gottesdienst, an dem auch Bundespräsident  Joachim Gauck, teilnahm, wurde gestern die Tagung des Rates des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der Stadtkirche zu Wittenberg eröffnet.

Im Gottesdienst begrüßte Bundespräsident Joachim Gauck die Delegierten des LWB „in einem freien Land und in ökumenischer Verbundenheit“. „Deutschland wäre ohne die Reformation ein anderes Land, ja, es gäbe Deutschland ohne die Reformation so nicht“, erläuterte er die „Nachhaltigkeit und Wirkungskraft“ der Impulse von Martin Luther. Beispielhaft sei dafür die Sprache: Luther übersetzte die Bibel als erstmalig ins Deutsche und feierte in der Stadtkirche die Messe auf Deutsch: Ein Schritt zum „Priestertum aller Gläubigen“, so Gauck. Ihm persönlich bedeute das von Luther neu entdeckte Freiheitsversprechen Gottes besonders viel. „Gott hat die Menschen bedingungslos angenommen. Und das macht den Menschen frei, nicht um sich selbst zu kreisen oder sich abhängig zu machen von kirchlicher Autorität oder irgendeiner weltlichen Macht, sondern frei zu sein, eigenständig zu denken, zu glauben und auch verantwortlich zu handeln.“

Der Bundespräsident dankte dem LWB für „praktische und geistliche Nothilfe“ – aktuell an 1,3 Millionen Flüchtlingen weltweit. Außerdem hob er hervor, dass der LWB „der Einheit der Kirche“ verpflichtet geblieben sei: „Er führt den Dialog mit der Katholischen und der Orthodoxen Kirche ebenso wie mit den Anglikanern, den Reformierten und anderen Christen. Und er betrachtet die Ökumene ebenso als Auftrag wie den interreligiösen Dialog.“

In der Predigt hatte Landesbischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des LWB, zuvor „das Wunder einer friedlichen Revolution“ im Jahre 1989 aufgegriffen, die dann zur deutschen Einheit führte. Diese Ereignisse und „die vielen anderen Neuanfänge, die Wunder der Menschlichkeit, von denen wir in unseren Kirchen berichten können“ legten Zeugnis ab von einem Glauben, „der geerdet ist in Gottes Liebe und darum schon jetzt etwas erfasst von Gottes großem Ziel für die Welt“, nahm Ulrich Bezug auf das Leitthema der Ratstagung.

„Dieser Glaube gibt sich nicht zufrieden mit dem, was unsere Augen sehen und mit dem, was wir scheinbar nicht ändern können.“ Er halte nicht still angesichts der Millionen Flüchtlinge auf dieser Welt; er schweige nicht zu der Verfolgung und Bombardierung von Christen und vieler anderer Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Er lasse sich nicht beschwichtigen angesichts vieler Nöte. „Es hilft nur: weg mit den Gründen, die Menschen in die Flucht treibt. Schluss mit Landbesetzungen, Landraub, Ausbeutung, Waffenexporten."

Die Ratstagung des LWB findet vom 15. bis 21. Juni in Wittenberg, Deutschland, statt. Sie ist die erste Veranstaltung in einem Dreischritt zum 500. Reformationsgedenken: beginnend mit der Ratstagung im historischen Wittenberg, wo Martin Luther wirkte und von wo die Reformation ausging, weiter mit einem gemeinsamen lutherisch-katholischen Reformationsgedenken am 31. Oktober 2016 in Lund, Schweden, wo der LWB vor 70 Jahren gegründet wurde, hin zur Vollversammlung in Windhoek, Namibia, die die weltumspannende Dimension der „Reformation als Weltbürgerin“ unterstreicht. Das Leitthema dieser Veranstaltungen lautet „Befreit durch Gottes Gnade“ und wird in den Unterthemen „Erlösung – für Geld nicht zu haben“, „Menschen – für Geld nicht zu haben“, und Schöpfung – für Geld nicht zu haben“ ausgeführt.

DNK/LWB

Information: Der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB)

Der Rat tagt in der Regel einmal jährlich. Er besteht aus 49 Delegierten aus den LWB-Mitgliedskirchen. Er umfasst sowohl Ordinierte als auch Laien und setzt sich aus 40 Prozent Frauen, 40 Prozent Männern und 20 Prozent jungen Erwachsenen zusammen. Außerdem nehmen Mitarbeitende des Büros der LWB-Kirchengemeinschaft und geladene Gäste an der Tagung teil.