Startseite Archiv Nachricht vom 03. April 2016

Der Rock’n’Roll stirbt nie

Die vollständige Darstellung von Archivmeldungen befindet sich noch im Aufbau. Schauen Sie in Kürze noch mal vorbei!

Nordstemmen. Heute schallt aus allen Räumen des evangelischen Gemeindezentrums Musik. „Es ist schon anstrengend, wir sind seit 9 Uhr zugange“, sagt Peer Zach aus Adensen. Er trifft sich hier mit Gleichgesinnten aus der Region, um ein ganzes Wochenende Musik zu machen. Zwei Gemeinsamkeiten verbinden sie: Sie sind Männer, und sie haben die 50- Jahres-Marke hinter sich gelassen. Ein speziell für sie erdachter Workshop ist das, initiiert von Pastor Bernd Ulrich Rüter und dem Leiter des Netzwerks für Popularmusik in der Landeskirche, Andreas Hülsemann und unter dem Motto: “Papa is a rolling stone.“

Mit im Boot sind vier Dozenten, bewandert in verschiedensten Bereichen der Populärmusik. Sie sollen die Teilnehmer auf die Präsentationen am Samstagabend und Sonntagmorgen vorbereiten: Bis zu sechs Songs pro Teilnehmer stehen auf dem Programm, darunter einige weniger bekannte Nummern, aber vor allem Rock- und Popklassiker, wie etwa Herbie Manns „Memphis Underground“.

Nach einem Startspurt am Freitag wird am Samstag knallhart durchgeprobt. Wenn nicht gespielt wird, dann um über Equipment zu fachsimpeln oder mal etwas zu essen. Wie ihre 70-Jährigen Helden beweisen die Rolling Papas, dass Alter noch lange kein Grund ist, mit dem Rocken aufzuhören. Das sieht auch Bassist Jürgen Stoffregen so: „Musik kennt keine Altersgrenzen“, sagt der Braunschweiger zwischen zwei Probe-Sessions, „außerdem hält sie jung und fit.“ Seit über 50 Jahren musiziert er in verschiedensten Gruppen. Und jetzt, da er nicht mehr arbeitet, habe er dafür erst recht Zeit, so Stoffregen, während nebenan jemand inbrünstig Bob Dylans “Knocking On Heavens Door“ singt.

Beim Dylan-Song spielt Sascha Suhr auf der Gitarre mit. Er ist seit über drei Jahrzehnten auf den sechs Saiten zuhause und besucht den Workshop vor allem, um Musiker aus der Region kennen zu lernen. Besonders lobt er die Kompetenz der Dozenten und auch, wie mit den individuellen Fähigkeiten der Teilnehmer umgegangen wird. Denn obwohl viele der Teilnehmer noch nicht lange spielen oder ihr Instrument seit langem nicht aus dem Koffer geholt haben, können auch alte Hasen im Musikgeschäft wie Jürgen Stoffregen hier noch etwas lernen. Zum Beispiel über Arrangement oder kleine, aber feine technische Kniffe. Das viele Lob ist besonders schmeichelhaft angesichts der Tatsache, dass die vier Dozenten den Altersschnitt unter den Anwesenden deutlich senken.

Unter ihnen ist auch Gesangscoach und Popkantor Til von Dombois. Er war schon bei mehreren Projekten dieser Art von der Partie und ist begeistert von dem vielen positiven Feedback. Dombois legt besonders viel Wert darauf, dass sich die Teilnehmer weder über- noch unterfordert fühlen. Ein Vorhaben, das in diesem Fall definitiv geglückt ist. Hier gilt das Tandem-Prinzip: Die Guten ziehen die weniger Erfahrenen mit.

Am meisten besticht die Veranstaltung aber durch ihre tolle Atmosphäre: Wie Sascha Suhr sind viele gekommen, um Leute kennen zu lernen und sich auszutauschen – und es wäre nicht das erste Mal, dass sich über diese Workshop-Reihe neue Bands zusammenfinden. Und neben den vielen Proben bleibt immer noch genug Zeit zum Plaudern und Fachsimpeln und um die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres zu genießen.

Schließlich sind die Lieder im Kasten und die Vorbereitungen für das sehr gut besuchte Workshop-Konzert am Abend beginnen. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall hören lassen! Gemeinsam beweisen es die Rolling Papas mal wieder: Rock 'n' Roll mag alt und geruhsam und nach Noten gespielt werden. Aber Rock 'n' Roll wird niemals sterben.
 

Kultur und Kommunikation, Hildesheim