Startseite Archiv Nachricht vom 28. Januar 2016

Hannovers Kirchen rufen zu Nüchternheit bei der Flüchtlingsdebatte auf

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Hannover (epd). Die evangelische und die katholische Kirche in Hannover haben zu Nüchternheit und einem langen Atem für die Arbeit mit Flüchtlingen aufgerufen. Zurzeit überschlügen sich die Vorschläge, wie die von manchen Menschen als bedrohlich empfundene Situation kontrolliert werden könne, schreiben die evangelische Regionalbischöfin Ingrid Spieckermann und der katholische Propst Martin Tenge in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung. Es werde von Straftaten und Missachtung demokratischer Werte gesprochen. Gleichzeitig werde in der Arbeit mit Flüchtlingen Großartiges geleistet.

Die Kirchen, Politik und Gesellschaft müssten das nach wie vor hohe Engagement vieler noch viel stärker wahrnehmen und unterstützen, "damit es nicht durch diejenigen zerstört wird, die Ängste schüren und eigennützige politische Interessen verfolgen". Es dürfe nicht vergessen werden, dass sich die meisten Flüchtlinge aus Not und Leid heraus auf den Weg machten und dass auch Deutschland selbst in vielfältiger Weise in die Konflikte im Nahen Osten verstrickt sei. "Die zu uns kommenden Menschen erhoffen sich hier nicht eine bessere Zukunft. Sie erhoffen sich, überhaupt eine Zukunft zu haben", schreiben die Theologen.

Es könne nicht bestritten werden, dass es unter ihnen auch Menschen mit kriminellen Absichten gebe. Allerdings diskreditiere dies nicht die Flüchtlinge, die in Deutschland nach Sicherheit suchten. Viele Probleme wurzelten in der Tatsache, dass die Bundesrepublik nicht auf die hohe Zahl von Flüchtlingen vorbereitet sei. Das gelte sowohl für die Unterbringung und Verwaltung als auch für die Polizei und den sozialen Bereich. Polizei und Justiz müssten so ausgestattet werden, dass sie Regelverletzungen verhindern und strafrechtlich verfolgen könnten. Gleichzeitig müssten sich die Flüchtlinge an die hier geltenden Vorschriften halten.

Wichtig sei, den Asylsuchenden die Achtung vor der Würde jedes Menschen intensiv zu vermitteln. Die Integration werde ein Langzeitprojekt sein, "an dem wir uns als Kirchen mit unseren Wohlfahrtsverbänden aktiv beteiligen", hieß es. Dabei könne es auf allen Seiten zu Versäumnissen und Fehlern kommen. "Diese Probleme nüchtern und ohne Pathos zu analysieren und zu lösen, ist ein Teil der christlichen Nächstenliebe und unser ureigener Auftrag".

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