Startseite Archiv Nachricht vom 10. Januar 2016

Kultusminister können sich Hitlers "Mein Kampf" als Unterrichtsstoff vorstellen

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Bremen/Hannover (epd). Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), hält es für möglich, dass die kommentierte Version von Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf" zum Unterrichtsstoff an den Schulen gemacht wird. "Kritische Auseinandersetzungen mit Texten können sehr hilfreich sein", sagte Bogedan am Donnerstag dem epd. So sollte ihrer Meinung nach auch mit der kommentierten Fassung von "Mein Kampf" verfahren werden. "Es nützt nichts, etwas im Giftschrank zu verstecken." Ähnlich äußerte sich auch Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD).

Das Institut für Zeitgeschichte in München will an diesem Freitag die kommentierte Gesamtausgabe zu "Mein Kampf" vorstellen. Für Bremen verwies Bogedan darauf, dass die Bildungsbehörde keine Vorgaben macht, welches Unterrichtsmaterial zur Aufarbeitung der NS-Zeit verwendet wird. Diese Entscheidung sei den Lehrern überlassen. "Wichtig ist es, dass Schüler in der Lage sind und versetzt werden, Texte zu reflektieren." Da dürfe es keine generellen Verbote geben.

Niedersachsens Kultusministerin Heiligenstadt sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagsausgabe), in der jetzt verlegten kommentierten Fassung sei eine Besprechung von Buchauszügen möglich. "Wir haben Vertrauen in unsere Lehrkräfte, dass sie kritisch kommentierte Textauszüge angemessen in den Unterricht einbinden." Sie werde den Schulen jedoch nicht vorschreiben, die Schrift als historische Quelle verpflichtend einzusetzen.

Die Originalfassung dürfe allerdings weiterhin nicht an Schulen eingesetzt werden, betonte die Ministerin. Auch nach dem Auslaufen des Urheberschutzes erfülle das unkommentierte Verbreiten den Tatbestand der Volksverhetzung.

Bei der Ausgabe des Münchener Instituts für Zeitgeschichte handelt es sich um eine historisch-kritische Ausgabe mit einer Vielzahl von Anmerkungen. Die Ausgabe umfasst rund 2.000 Seiten und ist damit mehr als doppelt so umfassend wie das Original.

Radikaler Judenhass, die Forderung nach "Lebensraum im Osten", die Errichtung einer Diktatur und der gewalttätige Kampf gegen innere Gegner zögen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch, sagte der Historiker Roman Töppel. Er ist einer der Herausgeber der historisch-kritischen Edition, die die beiden Bände von "Mein Kampf" mit etwa 3.500 Anmerkungen ergänzt und kommentiert haben.

Der Verkauf von "Mein Kampf" war seit 1945 in Deutschland verboten, ein Nachdruck auch. Die Urheberrechte an "Mein Kampf", die bislang beim Bundesland Bayern als Rechtsnachfolger des nationalsozialistischen Franz-Eher-Verlags lagen, sind zum Jahresende 2015 ausgelaufen.

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