Startseite Archiv Nachricht vom 24. Juni 2015

„Alles war im Fluss“

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Wietze. Dicke Regentropfen prasseln auf die Dächer vom Haus Wietze. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Diakonie Himmelsthür suchen Schutz in Hauseingängen oder unter Regenschirmen. Kein gutes Wetter für ein Kunstprojekt, das heute seinen Abschluss finden soll. Doch das trübe Wetter hat sich nicht auf die Stimmung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer übertragen. Unter einem grünen Pavillon im Innenhof freuen sich mehrere Bewohner und Mitarbeiter über drei farbenprächtige Säulen.

„Wir haben zwei Tage intensiv gearbeitet“, sagt Keramikdesigner Dirk Zühlke, der das Projekt betreut, und jetzt die fast fertigen Objekte zeigt. Er freut sich sichtlich über die gemeinsame Arbeit. Zusammen mit einem festen Team aus vier Bewohnerinnen und Bewohnern sind drei Keramiksäulen in rot, blau und grün entstanden. Zur Arbeitsgruppe gesellten sich immer wieder weitere Menschen mit Behinderungen und halfen mit. „Viele hatten zu Beginn noch Berührungsängste“, so Zühlke. Das sei aber nicht verwunderlich, schließlich müsse man sich für die Kermikarbeit dreckig machen, alles klebt und fühlt sich erstmal ungewohnt an.

Doch gerade das sei das Schöne an solchen Projekten, sagt Britta-Kathleen Streich, Leiterin der Tagesförderung der Diakonie Himmelsthür in Wietze – zu beobachten, wie aus Berührungsängsten aktive Mitarbeit wird. „Irgendwann war dann alles im Fluss“, so Streich. Jede und jeder hatte die Möglichkeit, ein Steinchen an die Säulen zu setzen, um sich zu verewigen. Lange hatte Streich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern überlegt, wie die Objekte überhaupt aussehen könnten. Eine große Mosaik-Lampe ist an technischen Hürden gescheitert. Doch mit den Säulen sei man jetzt viel zufriedener.

60 cm tief stecken die Säulen in einem Beton-Fundament, das der Hausmeister „perfekt vorbereitet hatte“, so Zühlke. Die Gestaltung der Außenfassade der Säulen war dann ganz in den Händen der Menschen mit Behinderung. Um ein Mosaik zu erzeugen, wurden alte Fliesen zerkleinert und „Glasmurmeln“, wie ein Helfer die kleinen gläsernen Objekte nennt, vorbereitet. Dazu kamen einige wenige goldfarbene Plättchen. Anschließend wurden die Einzelteile liebevoll angeklebt.

Die drei Säulen sind bewusst offen für Interpretationen. Sie könnten wegen der Farben rot, grün und blau für Liebe, Hoffnung und Treue stehen. Oder für die Elemente Feuer, Erde und Wasser. Oder die drei Säulen des Lebens. Ein passender Titel für das Kunstwerk soll am Wochenende gefunden werden. Bei der 50-jährigen Jubiläumsfeier des Hauses Wietze wird es der Öffentlichkeit präsentiert. Dann werden Werkzeuge und Baureste weggeräumt sein und grüner Rollrasen überdeckt den sandigen Boden. Christoph Möller
 

Christoph Möller/Kultur und Kommunikation