Startseite Archiv Nachricht vom 21. März 2015

Ökumenischer Gottesdienst erinnert an die Zerstörung Hildesheims vor 70 Jahren

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Hildesheim (epd). Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst haben nach Veranstalterangaben rund 1.300 Menschen in Hildesheim am Sonntag an die fast vollständige Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren erinnert. "Viele Wunden sind, so tief sie auch waren, inzwischen verheilt", sagte der Hildesheimer evangelische Superintendent Helmut Aßmann bei der Feier auf dem Marktplatz. "Die Stadt ist seit langem wieder aufgebaut, weiterentwickelt, größer geworden." Mit dem zeitlichen Abstand gebe es immer weniger Zeitzeugen und direkt Betroffene, damit wandle sich auch die Form des Gedenkens.

"Die Ruinen waren nicht die Folge von Bomben und feindlichen Angriffen, sondern die Konsequenz einer geistigen Verirrung", sagte Aßmann laut Redemanuskript. Das dunkle Erbe der Stadtgeschichte sei nicht nur moralische Verpflichtung, sondern auch Antrieb für künftiges Handeln. "Die auferbaute Stadt ist das Zeichen der Hoffnung, dass die Vergangenheit nicht unser Schicksal ist."

Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos) sagte, "heute besinnen wir uns auf das unvorstellbare Leid aller Opfer des Zweiten Weltkriegs." Es gelte, aus der Vergangenheit zu lernen. Am Tag zuvor hatten rund 2.000 Menschen in Hildesheim gegen einen Neonazi-Aufzug demonstriert. Auch dies wertete Meyer als Signal, dass Respekt und Verständigung in der Stadt einen hohen Stellenwert einnähmen.

Gemeinsam mit Aßmann und Meyer las unter anderem der katholische Stadtdechant Wolfgang Voges Auszüge aus Kirchenbüchern von 1945. An dem Gottesdienst beteiligte sich außerdem ein Chor von 120 Schülern des evangelischen Gymnasiums Andreanum. Zum Abschluss läuteten alle Hildesheimer Kirchenglocken, um den Aufbruch in das 1.200-jährige Jubiläumsjahr der Stadt symbolisieren. Eine mehr als sechs Meter hohe Stahlskulptur des Künstlers Gerd Winner wurde enthüllt.

Hildesheim wurde am 22. März 1945 durch einen Luftangriff zu großen Teilen in Trümmer gelegt. Rund 75 Prozent aller Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, mehr als 800 Menschen starben. Insgesamt forderte der Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs in Hildesheim mehr als 1.500 Opfer. Daran erinnern nach Angaben eines Kirchensprechers noch bis zum 28. März weitere Gedenkveranstaltungen.

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