Startseite Archiv Tagesthema vom 06. April 2023

Macht Euch gegenseitig groß!

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Es ist Gründonnerstag. Jesus setzt sich mit seinen Jüngern zum Abschied an den Tisch und feiert das Abendmahl. „Mein Leib, mein Blut … für Euch gegeben. – Als Zeichen meiner Liebe, als Zeichen der Versöhnung und des Friedens mit Gott. Auch als Zeichen der Gemeinschaft. Gemeinschaft mit mir zu haben, führt in die Gemeinschaft von Euch miteinander. Lasst Euch versöhnen mit Gott, aber lebt auch als versöhnte Menschen miteinander. Nehmt und esst und erinnert Euch daran, was wir zusammen erlebt haben, wer ich für Euch war und bleiben möchte und bleiben werde.“

Und während des Essens steht Jesus auf. Er lässt das Essen Essen sein. Er bindet sich eine Schürze um und fängt an, den Jüngern die Füße zu waschen. 

Füße zu waschen, ist zu jener Zeit etwas ganz Normales. Es war üblich, dass Sklavinnen oder Sklaven beim Betreten des Hauses ihrer Herrschaft den Staub von den Füßen gewaschen haben. Es gab keine festen Schuhe, die Straßen waren staubig und schmutzig. 

Jesus tut den Sklavendienst. Er legt selbst Hand an. 

Die Jünger haben gesehen, wie diese Hände Menschen geheilt und gesegnet haben. Und jetzt geben sie sich ab mit schmutzigen Füßen. 

Von Gott und seinem Sohn erwarten wir große Dinge und keine Fußpflege. Große Wunder und keine kleinen Wohltaten. Wir erwarten, dass er seine Macht zeigt.

Wenn Jesus den Jüngern die Füße wäscht, dann ist die Botschaft klar. Wir haben sie noch von Weihnachten im Ohr: „Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein...“

Auch wenn Päpste das medienwirksam tun – es geht nicht darum, dass wir uns gegenseitig die Füße massieren. Das Füßewaschen ist eben ein Beispiel für viele Möglichkeiten, sich zu begegnen. Miteinander umzugehen. Sich gegenseitig im Blick zu haben. Einander anzusprechen. 

Eine Nuance ist mir dabei wichtig: Jesus demonstriert uns nicht: Macht Euch klein vor anderen. Jesus demonstriert uns: Macht Euch gegenseitig groß! Das hat ganz viel mit Respekt zu tun. Macht Euch gegenseitig groß! Das hat ganz viel mit Gottes Reich zu tun, dem Himmel auf Erden.

"Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis; der Cherub steht nicht mehr dafür. Gott sei Lob, Ehr und Preis."

Amen.

Jakob Kampermann

Biblischer Text

Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater. Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende. Und nach dem Abendessen – als schon der Teufel dem Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, ins Herz gegeben hatte, dass er ihn verriete; Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging – da stand er vom Mahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und zu trocknen mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.
Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, Du wäschst mir die Füße? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst Du jetzt nicht; Du wirst es aber hernach erfahren. Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst Du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich Dich nicht wasche, so hast Du kein Teil an mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; er ist vielmehr ganz rein. Und Ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er wusste, wer ihn verraten würde; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.
Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wisst Ihr, was ich Euch  getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch.
Wenn nun ich, Euer Herr und Meister, Euch  die Füße gewaschen habe, so sollt auch Ihr Euch untereinander die Füße waschen. Denn ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.
Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.
Daran wird jedermann erkennen, dass Ihr meine Jünger seid, wenn Ihr Liebe untereinander habt.

Johannesevangelium 13, 1-15. 34-35

Der Autor

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.