Startseite Archiv Tagesthema vom 23. März 2023

Mehr als heiße Suppe

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Der Kälte getrotzt, Zusammenhalt geschaffen und so manches Problem gelöst: Quer durch Deutschland sind in den vergangenen Monaten tausende Menschen unter dem Motto #Wärmewinter durch Angebote von Evangelischer Kirche und Diakonie zusammengekommen. Dabei entstand mehr als ein zeitweise gefüllter Magen.

Günstige oder kostenlose Mahlzeiten, Spielenachmittage, Energiesparberatung, Kinoabende, Lesungen, Kreativ-Treffs und mehr: Hunderte Gemeinden bieten seit Beginn der kalten Jahreszeit in Zusammenarbeit mit der Diakonie unter dem #Wärmewinter warme Räume zum Zusammenkommen an. Und mehr: In Osterholz-Scharmbeck wurde ein Sozial- und Energiefonds aufgelegt. In Hannoversch Münden wurden Energie-Gutscheine ausgestellt. In St. Michaelis in Lüneburg konnten Wohnungslose und Menschen mit wenig Geld auch kostenlos Friseurdienste und eine Tierarztpraxis nutzen. In der Vesperkirche luden Konzerte und Mahlzeiten zum Zusammensein ein.

Die Angebote von Kirchengemeinden und Diakonie schossen wie Pilze aus dem Boden, als im Herbst klar wurde, dass viele Menschen angesichts der steigenden Energiepreise Unterstützung brauchen würden. Entstanden ist in den meisten Fällen viel mehr als ein Anlaufpunkt, um sich bei einer Suppe aufzuwärmen - der #Wärmewinter hat einen Nerv getroffen. „Etwa die Hälfte der Gäste kommt, weil es an Orten fehlt, wo sie Gemeinschaft erleben“, berichtet der Kirchenkreissozialarbeiter Holger Henning aus den Erfahrungen beim Lüneburger Vespertisch. „Sie entfliehen der Einsamkeit.“ Eine 93-jährige Besucherin bestätigt: „Wenn Galeria Kaufhof jetzt auch noch schließt, dann kann ich nirgends mehr hin.“

Ähnliches spielte sich an vielen Orten ab, etwa auch in Elze: „Im Winter fehlt hier ein Treffpunkt“, sagt Pastor Maik Schwarz. Die Lösung: das Gemeindehaus diente jüngeren und älteren Menschen zum Essen, Karten spielen, Basteln, Lachen – „der enge Raum vibrierte förmlich vor Leben.“ „Es geht um äußere wie innere Wärme“, ergänzt Kreisdiakoniepastorin Anja Krämer.

2,5 Millionen Euro hat die Landeskirche Hannovers an die Kirchenkreise für solche Angebote bereits ausgezahlt; noch einmal so viel soll in den kommenden Monaten folgen. Das Geld stammt aus den Steuermehreinnahmen, die sich für die Kirchen aus der Energiepreispauschale des Bundes ergeben hat. Die Einnahmen werden mit dem Wärmewinter gezielt für zusätzliche diakonische und caritative Angebote für die Schwächsten eingesetzt.

Viele der Angebote waren zunächst bis ins Frühjahr hinein angedacht – doch an vielen Orten geht die Planung bereits über die Wintermonate hinaus. In Lüneburg etwa ist das Ziel ist ein ganzjähriges Angebot. „Der Wärmewinter war das richtige Signal zur richtigen Zeit“, resümiert Christine Schmid, Superintendentin des Kirchenkreises Lüneburg. „Eine Ermutigung, Begegnungen zu ermöglichen und es einfach zu machen. Großer Dank an das Diakonische Werk, mit dem wir so gut zusammenarbeiten - das war gut!“

In Bad Münder sollen Ehrenamtliche künftig als Antragslotsen und Energieberatende helfen, die steigende Nachfrage zu bedienen, und im Herbst ist eine Vesperkirche geplant. In Hannoversch Münden wird aus dem Mittagsangebot des Wärmewinters mindestens bis Ende Juni die „Mahlzeit“, die etwas später stattfindet, damit auch Schülerinnen und Schüler zum Essen kommen können. Auch die Energieberatung mit Ausstellung der Gutscheine geht weiter.
Bei all dem gilt auch künftig: Die Angebote sind offen für alle Menschen, ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft.

EMA

Hintergrund: Mehreinnahmen aus der Energiepreis-Pauschale

Die evangelischen und katholischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen werden die Steuermehreinnahmen, die sich für die Kirchen aus der Energiepreispauschale des Bundes ergeben, gezielt in diakonischen und caritativen Angeboten für die Schwächsten in dieser Krisensituation einsetzen. Darauf haben sich alle evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer in Niedersachsen und Bremen sowie das Bischöflich Münstersche Offizialat für die Katholische Kirche im Oldenburger Land in dieser Ausnahmesituation verständigt. Die Kirchen folgen damit einer Empfehlung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).