Hannover. Udo Haues tänzelt zu dem mit Teelichtern und Servietten eingedeckten Tisch und stellt mit einem charmanten Grinsen seine Lieblingsfrage: „Was darf ich Ihnen anbieten?“ Im Angebot, lässt der grauhaarige Endfünfziger mit Vollbart wissen, seien heute Hühnerfrikassee, Reis und Kaisergemüse. Alternativ auch ohne Fleisch. Haues, der gelernte Koch, bedient seine Gäste im Glasanbau der Lukaskirche in Hannover-Vahrenwald. Zweimal wöchentlich gibt es dort seit Mitte Januar Mittagessen für 50 Cent, dazu Tee, Kaffee, Wasser und Saft. Ähnliche Angebote machen in Zeiten steigender Preise und fallender Temperaturen mehrere Kirchen in Hannover sowie bundesweit.
Finanziert werden sie aus zusätzlichen Einnahmen aus der Kirchensteuer, denn die im September an alle Berufstätigen ausgezahlte staatliche Energiepauschale von 300 Euro war steuerpflichtig. Allein an die Landeskirche Hannovers flossen so knapp fünf Millionen Euro, die zuvor in keinem Budget eingeplant waren. Nun geben evangelische und katholische Kirchen das Geld nach eigenen Angaben an Projekte und Initiativen weiter, die sich für Bedürftige einsetzen: in Wärmestuben, bei Beratungsstellen und durch direkte finanzielle Unterstützung. In der Lukaskirche zählen die Organisatoren bislang rund zehn Besucher pro Tag.