Startseite Archiv Tagesthema vom 22. November 2022

Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft.

Traditionelles Saatgut schützt vor Hunger

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Die aktuelle Aktion von Brot für die Welt steht unter dem Motto „Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft.“ Die Aktion stellt den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Ernährungssicherung in den Vordergrund. Gemeinsam mit Projektpartnern unterstützt Brot für die Welt Kleinbauernfamilien den Herausforderungen des Klimawandel zu begegnen.

Burkina Faso ist ein Land, das besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Die Regenzeit kommt immer später und dauert nicht mehr so lange an, wie es noch vor ein paar Jahren üblich war. Und wenn es doch regnet, ist die Erde oft so trocken, dass sie die Wassermengen nicht mehr aufnehmen kann. Stattdessen überschwemmt das Wasser die Gebiete und vernichtet die wenige Ernte, die den Menschen noch geblieben ist.

So erging es auch Benjamin Nikiema und seiner Familie aus dem Dorf Sognaba, zwei Stunden von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt. Der 36-Jährige lebt dort gemeinsam mit seiner ersten Frau Aminata Zumba (29), der zweiten Frau Joarata Nakelse (21), den Töchtern Rachiratou (10), Alizeta (5), Boussema (3) sowie den beiden Söhnen Mohamed (2) und Zachrias (2 Monate). Von seinen Eltern hat Bejamin Nikiema einige Felder vererbt bekommen, auf denen er Hirse und Kuhbohnen anpflanzt. Wie er leben fast 70% der Bevölkerung in Burkina Faso von der Landwirtschaft.

Es ist November und eigentlich sollte es zu dieser Jahreszeit auch in dem westafrikanischen Binnenstaat kühler und feuchter sein. Doch die Sonne glüht und die Erde ist trocken. Üblicherweise wäre jetzt die Erntezeit der Kuhbohnen, doch die hat Bejamin Nikiema bereits vor einem Monat von den Feldern geholt. Stattdessen steht er in der prallen Sonne und trennt die Ähren seiner Hirse von den hohen Stangen. Während er die Ernte einholt, verkauft seine zweite Frau Joarata Nekelsé, mit dem Baby auf den Rücken gebunden, Reis mit Erdnusssoße auf dem nächsten Markt. So hilft sie, dass Einkommen der Familien aufzubessern.

Bis vor kurzem dachte Benjamin Nikiema noch darüber nach, den Hof, den er von seinen Eltern übernommen hat, zu verkaufen. Denn die Erträge seiner Ernte reichten kaum, um seine Familie zu ernähren. Drei Mahlzeiten am Tag waren nur selten möglich und auch den Schulbesuch konnte Benjamin seiner ältesten Tochter nicht bezahlen.

Doch dann kamen Mitarbeiter*innen des Office de Développement de Eglises Evangéliques (ODE, dt. Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirchen in Burkina Faso), einer Partnerorganisation von Brot für die Welt, in sein Dorf.

Einer dieser Mitarbeiter war Boubaka Sieba. ODE suchte Kleinbauerfamilien, die bereit waren, alte hitzeresistente Hirsesorten anzupflanzen und so zu helfen, ertragsreichere Samen bereitzustellen. „Unsere Kleinbauern sind sehr konservativ, sie orientieren sich in erster Linie am Leben ihrer Vorfahren“, sagt Boubaka Sieba. Nur wenige Familien ließen sich auf das Experiment ein. Darunter Benjamin Nikiema. Er pflanzte acht der traditionellen Hirsesorten auf seinem Feld an. Um einen direkten Vergleich zu haben, behielt er auch die Hirsesorten stehen, die er von der Regierung erhalten hatte.

Schnell stellte sich heraus, dass die Sorten, die durch ODE verteilt wurde, deutlich besser wuchsen. Und das ganz ohne Pestizide und Dünger. Schon kurze Zeit später, waren die Ernteerträge so reich wie schon lange nicht mehr. Die Erträge reichen sogar für drei Mahlzeiten am Tag. Regelmäßig besucht Boubaka Sieba die Felder, um sich selbst einen Eindruck darüber zu machen, wie sich die Hirse entwickelt.

Die eingeholte Ernte breitet Benjamin Nikiema auf einer blauen Plastikplane im Schatten eines Baumes aus. Seine erste Frau Aminata Zumba sucht Stöcke und verteilt diese an den Rest der Familie. Gemeinsam schlagen sie die Hirse, um sie aus den Hülsen zu lösen. Alle machen mit, sogar der 2-Jährige Mohamed.

Einen Teil der Hirse behält die Familie für sich. Aminata Zumab bereitet daraus einen nährstoffreichen Hirsebrei zu. Unter den wachsamen Augen ihrer Kinder, rührt sie im Innenhof in einem großen Topf. Immer wieder schüttet sie neue Hirse hinzu. Wie man den Brei herstellt, hat sie mit den anderen Frauen des Dorfes in einer Schulung gelernt.

Durch die Unterstützung von ODE geht es der Familie heute besser. Benjamin Nikiema will den Hof nun behalten. Seit zwei Jahren kann er seiner ältesten Tochter nun den Schulbesuch ermöglichen.  „Wir werden nun die Samen dieser Sorten vermehren, damit auch alle anderen Bauern sie kennenlernen können“, erklärt Benjamin Nikiema.

Brot für die Welt

Wer helfen will, kann das mit dem Gottesdienstbesuch verbinden: Traditionell ist die Kollekte am ersten Advent für „Brot für die Welt“ bestimmt. Alternativ kann der Beitrag auch einfach überwiesen werden. Spendenkonto IBAN: DE10 1006 1006 0500 5005 00. Link: http://www.brot-fuer-die-welt.de/spende.

Weitere Informationen

Das Thema im Zukunftsprozess

Internationale Partnerschaften sind der Landeskirche und ihren Gemeinden wichtig. Auf der Beteiligungsplattform des Zukunftsprozesses wird auch sie in einem Werkraum diskutiert.
Gesucht sind etwa Menschen, die Interesse an Vernetzung und Austausch haben oder von „best practice“-Erfahrungen berichten können. Gemeinden, Kirchenkreise und Einrichtungen, die sich interkulturell entwickeln wollen, sollen beraten werden.

Zur Berichterstattung über die Synodentagung

Bei der Synoden-Tagung im November 2022 geht es unter anderem um den Haushalt der Landeskirche, die Energiekrise, Klimaschutz, Digitale Kirche und mehr.

Klimawandel, Flucht & Migration - Projekte des Ev.-luth. Missionswerkes in Niedersachsen (ELM)

Das Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) versteht sich als „Brückenbauer“ zwischen Kulturen und Partner für 22 internationale Partnerkirchen. Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind die zentralen Ziele, die das ELM in 17 Ländern verfolgt. 

Die Folgen des Klimawandels bilden in der internationalen Zusammenarbeit einen besonderen Schwerpunkt. Vor allem im Globalen Süden führen klimatische Brennpunkte zu aufflammenden regionalen Konflikten und Armut. Flucht und Vertreibung nehmen erheblich zu. In Äthiopien kam es dabei im Grenzgebiet zum Sudan zu aufflammenden Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten und Einheimischen.

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