Hannover/Köln. Wie der Eingang zu einem geheimen Garten wirkt die Eisentür in einem Innenhof mitten in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. „Kindertafel Garten“ steht in bunten Buchstaben auf dem Stahlgitter. Dahinter wuselt die zehnjährige Nadine unter einigen Zweigen hindurch und zeigt voller Stolz auf Johannisbeersträucher und Erdbeerpflanzen. „Da hinten“, sagt das Mädchen und schiebt ein paar große Blätter beiseite, „liegt noch ein richtig großer Kürbis.“
Schulkinder finden hier seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht nur ein kostenloses warmes Mittagessen, sondern Betreuung bei den Hausaufgaben, lernen Gärtnern oder spielen zusammen. Laut Experten wie dem Armutsforscher-Paar Christoph und Carolin Butterwegge muss der Staat mehr gute und gebührenfreie Bildungs- und Betreuungsangebote schaffen, um Familien angesichts der derzeitigen Preissteigerungen nicht noch weiter in finanzielle Notlagen zu bringen.
Nadine verbringt seit mehreren Jahren regelmäßig ihre Nachmittage bei der Kindertafel - einem Mittagstisch, wie es ihn vielerorts in Deutschland gibt. „Heute gab es Tomatensauce mit Nudeln und Salat“, erzählt sie. Auf den Bänken unter einem Pavillon liegen noch Teller und Besteck.
Ein paar Meter weiter können die Kinder durch große Fenster in die Küche schauen, wo die Schüler der Anna-Siemsen-Berufsschule wochentags die Mahlzeiten für etwa 20 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren zubereiten. Ihren ursprünglichen Platz in den Räumen einer Kirchengemeinde musste die Kindertafel vor drei Jahren räumen. Nun wird sie von der Stadt einen Bauwagen als Winterquartier erhalten.
Bettina Harborth, Geschäftsführerin vom Verein „Spokusa“, der die Kindertafel vor Ort betreut, sieht in diesem Jahr neuen Herausforderungen entgegen. Die Arbeit finanziere sich allein aus Spenden, und diese gingen merklich zurück, sagt sie. „Es ist schwierig, Prognosen abzugeben, aber wenn erst einmal die Steigerung der Energiekosten losgeht, werden es wohl auch mehr Kinder werden.“ Leider sei man weit davon entfernt, dass das Angebot der Kindertafel irgendwann überflüssig sei.