Startseite Archiv Tagesthema vom 27. Juni 2022

Jugendarbeit: "Das gibt's sonst nicht!"

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Aus einstmals zwei Bullis wurden letztlich zwei Doppeldecker-Reisebusse: 175 junge Menschen gingen Ende Juni im Emsland an Bord, die sich schon seit Monaten auf das Landesjugendcamp freuen. „So viele waren es noch nie“, sagt Philip Krieger, Kirchenkreisjugendwart aus Meppen. Wo es sie hingezogen hat? Zum Hof Sachsenhain bei Verden: Dort trafen sie auf etwa 1.500 andere Jugendliche, die ein langes Wochenende ihre Gemeinschaft feiern: Mit Musik, Andachten, Spielaktionen, aber auch Diskussionen und Workshops über Themen wie Klimaschutz, Vielfalt und die Zukunft der Kirche. 

Das Camp ist wie ein Brennglas für alles, was die Evangelische Jugend ausmacht: „Die Evangelische Jugend ist ein super Raum, um sich auszuprobieren, Erfahrungen zu machen, selbstständig zu werden und Verantwortung für Projekte und Gruppen zu tragen“, erklärt Janna Eckert, Kirchenkreisjugendwartin aus Osterholz-Scharmbeck. Natürlich waren im Landesjugendcamp auch Jugendliche aus ihrem Kirchenkreis dabei. „Jede und jeder ist eingeladen und wird angenommen, wie er oder sie ist. Ein Wohlfühlort zum Beispiel gegenüber der Schule, die oft unbarmherzig ist, weil es ständig um Vergleiche geht – in der Evangelischen Jugend ist genau das Gegenteil der Gedanke. Und mit diesem Menschenbild wirken wir auch in die Gesellschaft hinein.“

„Das ist wirklich der Unterschied zu anderen Vereinen oder Organisationen“, bekräftigt Philip Krieger, „ein Beispiel: Bei einer Freizeit war einmal ein kleinerer Junge dabei, der in Vielem noch nicht mit den Größeren mithalten konnte. Doch er wurde nicht etwa ausgegrenzt und belächelt, sondern ins Herz geschlossen, man ließ ihn bei einigen Spielen gewinnen – das erlebt man so sonst nicht, habe ich noch nie erlebt.“

Die Gemeinschaft, das Angenommen-Sein und Über-den-Tellerrand-Gucken: Das beschreibt etwa auch Mette Josephine Detert (18), Jugendsynodale aus Aerzen, gefragt nach ihrer Motivation, bei der Kirche dabei zu sein: „Mich begeistert, dass man durch gemeinsame Projekte und Aktionen über den eigenen Horizont hinauswachsen und mit anderen gemeinsam so viel bewegen kann.“

„Ich sehe in meiner ehrenamtlichen Arbeit jeden Tag den positiven Einfluss auf die junge Generation“, ergänzt Lasse Kück (26), Jugendsynodaler aus Tarnstedt: „Empowerment, Einstehen für die Schöpfung und ein verbessertes Selbstbewusstsein sind nur ein paar Beispiele.“ Sich einzubringen, Verantwortung für sich, andere und die Gesellschaft zu übernehmen, in einem geschützten Bereich – das sind die Argumente der in der Jugendarbeit Aktiven.

Und ohne die Jugendlichen wären auch viele Angebote für Kinder wiederum nicht möglich, sagt Eike Patzlee, Diakonin in Walsrode, die mit ihrer Gruppe per Fahrrad die rund 40 Kilometer zum Camp gefahren ist. „Ohne sie liefe wenig. Der Austausch, das Miteinander, das gemeinsame Vorwärtsgehen machen nicht nur Freude, sondern sind sinnstiftend und erfüllend – das können Sie mir glauben, denn dafür bin ich wieder in die Kirche eingetreten.“ Durch Zuschüsse können auch Kinder aus finanziell schwächeren Familien an Freizeiten und Aktionen mitmachen.

Natürlich gibt es vielerorts auch andere Gruppen, die eine sinnvolle Beschäftigung für Jugendliche anbieten. In manchen Orten ist die Gemeinde aber auch der einzige Anlaufpunkt. Und manchmal entsteht aus einem Ausprobieren auch mehr: aus der Begeisterung eines Jugendlichen für Video und Medien ist ein ganzes Unternehmen entstanden: der Mediendienst Bramsche und die kirche.media GmbH, der inzwischen sogar auch nicht-kirchliche Auftragsproduktionen übernimmt. Beide Unternehmen stellen mittlerweile sechs hauptamtliche Personalstellen, mehrere darunter auch in Vollzeit, und bieten etwa 20 Jugendlichen jedes Jahr Medienarbeit zum professionellen Ausprobieren an.

Auf dem Landesjugendcamp waren sie natürlich auch dabei. „Ohne die Kirche würde einfach eine Farbe in der Gesellschaft fehlen“, sagt Geschäftsführer und Gründer Kai-Fabien Rolf. „Sie ist immer noch ein wichtiger sozialer Player, der den Scheinwerfer und damit den Blick auf benachteiligte Menschen und Probleme richtet - oder auch mal Salz in die gesellschaftlichen Wunden streut, damit etwas passiert.“

Christine Warnecke/EMA